Hildegards Heilkräuter

Hildegards Heilkräuter und -pflanzen

Einige ausgewählte Pflanzen und Kräuter mit den Anwendungsgebieten laut Hildgerad von Bingen und den heute anerkannten Indikationen


Buchcover: Heilsame Schöpfung - die natürliche Wirkkraft der Dinge: Physica; Hildegard von Bingen

Hildegards Physica

In ihrem Werk „Physica“ (Heilsame Schöpfung – Die natürliche Wirkkraft der Natur) stellte Hildegard von Bingen mehr als 200 Pflanzen vor und beschrieb ihre heilenden Kräfte und deren Anwendungsgebiete. Die hier aufgeführten Textpassagen sind Ortrun Riha’s Übersetzungen der „Physica“ Hildegard von Bingen entnommen. Eine Besprechung der vom Beuroner Kunstverlag aufgelegte Ausgabe des Buches finden Sie in der Rubrik ‚Literatur‘.


Buchcover Hildegard von Bingens 'Causae et Curae' in der Neuübersetzung von Ortrun Rita, herausgegeben von der Eibinger Abtei St. Hildegard.

Causae et Curae

Das faszinierende an Hildegards Schriften zum „Ursprung und zur Behandlung“ von Krankheiten sind nicht nur die (wir würden heute sagen: naturheilkundlichen) historischen Rezepturen, sondern vor allem auch ihre Beschreibungen der Funktionen des menschlichen Körpers und das Zusammenspiel mit dem Universum aus ihrer Sicht. Ihre Abhandlungen zu Ursachen und für Behandlungsvorschläge zahlreicher Erkrankungen sind ein früher Vorgriff auf die Psychosomatik. Auszugsweise wurden einige Passagen aus den Rezepturen hier zitiert.

Nicht alles, was Hildegard in ihren Büchern mit Bezug auf die Heilkunde niederschrieb, deckt sich mit dem heutigen Kenntnisstand. Zum Vergleich haben wir die damaligen Anwendungen mit den heutigen erwiesenen Indikationen gegenübergestellt.


„Er ist für dich gut, wenn du an der Lunge Beschwerden hast. Aber wenn du zusätzlich noch andere Beschwerden hast, nimm ihn nicht, weil du davon Schaden nähmst.“

Der Alant ist eine seit dem Altertum bekannte Pflanze mit Wirkpotenzial gegen Lungenleiden.

Alant

Anwendungen laut Hildegard:
Lungenleiden

Gesicherte Indikationen:
keine


„Sein Saft ist bitter und seine Wärme ist rau. Der Husten kommt von den Beschwerden der Lunge und der Leber. Diese Beschwerden mildert die bittere Wärme des Saftes.“

Der gemeine Andorn wurde von der Forschergruppe Klostermedizin aus Würzburg zur Arzneipflanze des Jahres 2018 gewählt.

Andorn

Anwendungen laut Hildegard:
Taubheit an den Ohren, Halsschmerzen, Husten, schwache oder gebrochene Eingeweide

Gesicherte Indikationen:
dyspeptische Beschwerden, Blähungen, Erkältungen

„Und wenn jemand Schmerzen an den Schultern, Lenden oder im Bauch hat, leg ihm Erde von den im Frühjahr gesammelten und über Feuer erwärmten Wurzeln auf.“

Äpfel am Stamm

Apfelbaum

Anwendungen laut Hildegard:
Augen, Schmerzen an Nieren und Flanken, Kopfschmerzen, Schmerzen

Gesicherte Indikationen:
keine



Bei schwindenden Sinnen, verworrenen Gedanken und drohendem Wahnsinn empfahl Hildegard einen Tee aus einem Teil Balsamkraut und drei Teilen Fenchel. Damit das Hirn allmählich und sanft sich erwärmt, sollte eine warme Mütze am besten aus Wolle oder Filz getragen werden. Im Falle des Dreitagefiebers sollte die Kur mit diesem Kraut über neun Tage erfolgen, damit Besserung bewirkt werden kann.

Frauenminze (Chrisanthemum balsamita) in Strabos Garten auf Reichenau.

Balsamkraut

Anwendungen laut Hildegard:
Bewustseinsstörungen, Dreitagefieber

Gesicherte Indikationen:
keine


„Der Beifuss heilt die kranken Eingeweide und wärmt einen kalten Magen. Er beseitigt die Fäulnis und vertreibt sie alsbald, wenn jemand etwas Schlechtes gegessen hat.“

Beifuß

Anwendungen laut Hildegard:
Verdauungsbeschwerden, Fisteln, Geschwüre

Gesicherte Indikationen:
keine


Schon Hildegard empfahl das richtige Mass bei der Verwendung des Beinwells, da sonst die Geschwüre aussen heilen würden und die Fäulnis im Körper bliebe.

Beinwell

Anwendungen laut Hildegard:
Wunden an den Gliedmaßen, äussere Geschwüre

Gesicherte Indikationen:
Verstauchungen, Prellungen


„Bertram … ist von guter Wirkkraft … bringt Kranken seine Kräfte zurück. Er mildert die Fäulnis, vermehrt das gute Blut und bewirkt bei Menschen, die ihn essen, einen klaren Verstand.“

Bertram mehrjährig Roggenburg

Bertramkraut

Anwendungen laut Hildegard:
Stärkung von Kranken, Verschleimung im Kopf, Gicht, Brustfellleiden

Gesicherte Indikationen:
keine


Der Ziest auch Betonie genannt, hat eine gute Wärme, bringt sanften Schlaf und reinigt die Sinne. Menschen, die dumm und töricht sind, sollen Betonien auf ihr Herz legen.

Heil-Ziest auch als Betonica bekannt

Betonie

Anwendungen laut Hildegard:
Verstandesverlust, Menstruationsstörungen, Albträume, Liebeszauber

Gesicherte Indikationen:
keine


Hildegards vielleicht liebstes Heilkraut, oft auch Brennender Busch genannt, beschreibt sie mit diesen Worten: „Der Diptam enthält die Kräfte des Feuers und des Steins… und ist warm und trocken. Wenn jemand an einer Stelle seiner Glieder lahm zu werden beginnt, nehme er Diptam. Was in der Mitte des Diptams ist, soll verworfen werden, weil es trocken ist; die Wärme des übrigen Diptams vertreibt die schlechten Säfte.“

Diptam

Anwendungen laut Hildegard:
Herzbeschwerden, Steinleiden, Lähmungen

Gesicherte Indikationen:
keine


Bronzestatue der Heiligen Hildegard von Bingen vor der Kirche in Rupertsberg unweit des Standortes ihres ersten Klosters.

Hildegards Heilkunde

Die Heilkunst Hildegards von Bingen war leider nicht bahnbrechend und zeitweise ging ihr Wissen verloren. Krankheitsbilder und Therapievorschläge passen oft nicht mit den heutigen Erkenntnissen zusammen. Dafür kann es verschiedene Ursachen geben. Ihre Schriften wurden in lateinischer Sprache verfasst und die damaligen geläufigen Bezeichnungen entsprechen nicht mehr unserem heutigen Verständnis. Auf der anderen Seite haben sich die menschlichen Lebensumstände dramatisch verändert. Ernährung, Belastungen und Umwelteinflüsse können dazu geführt haben, dass wir nicht mehr in der gleichen Art und Weise auf Stoffe reagieren wie damals vor 900 Jahren. Zum damaligen Stand der Medizin gab sie den Menschen Heilmittel und Methoden an die Hand, die erschwinglich, zugänglich und anwendbar waren. Im Vergleich mit den heute verfügbaren Therapiemöglichkeiten der modernen Medizin, waren die erzielbaren Behandlungserfolge zu ihrer Zeit mit Sicherheit ein riesiger Fortschritt und eine Bereicherung für die Menschen. Von ihrem ausser-gewöhnlichen Wissensschatz können wir noch heute profitieren.


„Mehr kalt als warm beschreibt sie das Kraut. Umschläge mit gekochtem Eisenkraut in einem Leinentuch beseitigen die Fäulnis von Wunden, Wurmstellen und Fleisch.“

Eisenkraut

Anwendungen laut Hildegard:
Geschwüre, Wunden, Gelbsucht, Geschwollener Hals

Gesicherte Indikationen:
keine


„Wie auch immer der Fenchel gegessen wird, macht er den Menschen froh und er schafft ihm eine sanfte Wärme, einen guten Schweiß und bringt ihm gute Verdauung.“

Fenchel

Anwendungen laut Hildegard:
Atem, Augen, Schlaflosigkeit, Katarrhe, Verdauung, Melancholie, Schwere Geburt

Gesicherte Indikationen:
Völlegefühl, Blähungen, Krämpfe im Bauch, Regelbeschwerden, Husten bei Erkältungen

„Weil seine Grünkraft sanft und nützlich ist,“ sollte der Mensch daraus eine Waschlotion herstellen und den Kopf damit waschen, die „verhindert, dass er geschwächt wird.“

Königsblau durchwirkte Wiesenteppiche bilden die zarten kleinen blauen Blüten des Gundermanns.

Gundelrebe

Anwendungen laut Hildegard:
Ohrgeräusche, Lungenbeschwerden, Brustschmerzen

Gesicherte Indikationen:
keine



Das wildwachsende Farn ist die Haupt-Ingridienz der berühmten Rezeptur eines Hirschzungen-Weins nach Hildegard.

Der Zunge eines Hirsches ähnelt die Gestalt der Blätter des Hirschzungenfarns.

Hirschzunge

Anwendungen laut Hildegard:
nützt der Leber, reinigt die Lunge, entfernt Fäulnis und Schleim aus den Eingeweiden, Kopf- und Brustbeschwerden, Ohnmachstanfälle

Gesicherte Indikationen:
keine


Hildegard schrieb über die Schwertlilie: „Ihre ganze Kraft liegt in der Wurzel und ihre Grünkraft steigt in die Blätter auf.“

Schon der gute Walahfried Strabo begeisterte sich für die Blüten der Schwertlilie und würdigte sie ausgibig in seinem 'Hortulus'.

Iris

Anwendungen laut Hildegard:
Ausschlag, unreine Gesichtshaut, Steinleiden der Harnwege, Wahnsinn

Gesicherte Indikationen:
keine


Die Blüten der Hundsrose im Bild entstammen dem tausendjährigen Rosenstock in Hildesheim. Sie sprach der Hundsrose Kräfte der Zuneigung und eine grosse Wärme zu, dabei ging sie von der Verwendung der Blütenblätter als auch der „Hiffen“, wie man die Früchte nennt, aus.

Hundsrose

Anwendungen laut Hildegard:
Blätter und Blüten bei Lungenleiden, die Hagebutten zur Reinigung des Magens, Feuer aus dem Holze bei mentalen Verstimmungen

Gesicherte Indikationen:
keine


Die Karde ist wohl eines der rätselhaftesten Heilkräuter. Alle habhaften Informationen sind äusserst knapp und bleiben oberflächlich. Selbst die heilkundige Äbtissin aus Bingen verlor nur wenige Worte über sie und bemerkte: „Sie ist heiss und trocken.“

Die wilde Karde ist wunderschön. Viele Heilwirkungen werden ihr nachgesagt. Keine ist bestätigt.

Karde

Anwendungen laut Hildegard:
bei Vergiftungen, Hautausschläge

Gesicherte Indikationen:
keine

Die erhaben schöne Königskerze ist eine der wenigen Pflanzen, bei der Hildegards Anwendungen mit den heute bekannten und gesicherten Indikationen nahezu übereinstimmen. Sie ist ein vorzügliches Mittel bei erkältungsbedingten Symptome der oberen Atemwege.

Die Königskerze erhält Besuch von einer belgischen Wespe.

Königskerze

Anwendungen laut Hildegard:
Herzschwäche, Schwermut, Heiserkeit

Gesicherte Indikationen:
Halsschmerzen, bei trockenem Husten und Erkältung

Schon Hildegard kannte das hervorragende Potenzial des Lavendels zur mentalen Stärkung: „Die gesunde Hitze des Lavendels vertreibt die kalten Säfte, die in der Leber, Lunge oder Brust Beschwerden bereiten und des Menschen Verstand verdunkeln.“

Lavendel im Beet

Lavendel

Anwendungen laut Hildegard:
Leber- und Lungenleiden, Mittel gegen Läuse, erschreckt böse Geister, schlechte Gedanken

Gesicherte Indikationen:
mentaler Stress, Erschöpfungszustände, Schlaflosigkeit


„Wenn (der Liebstöckel) roh gegessen wird, lässt es den Menschen in seiner Natur zerfliessen und zerstört so seine Natur.“

Liebstoeckelkraut

Liebstöckel

Anwendungen laut Hildegard:
Husten, Drüsenerkrankungen, wahrscheinlich meinte sie die Schilddrüse (Kropf)

Gesicherte Indikationen:
verdauungsfördernd, appetitanregend


„Weil (die Wärme der Linde) stark und heftig ist, mildert sie die schädlichen Säfte ab, die das Herz des Menschen schädigen.“

Lindenblüten sind etwas Feines im Juni vor dem Fenster und im Dezember als Tee.

Linde

Anwendungen laut Hildegard:
Herzbeschwerden, vorbeugend gegen Augenleiden, Gicht, Schutz vor Krankheiten und anderen Übeln

Gesicherte Indikationen:
leichte Erkältungen, beruhigt die Schleimhäute bei Husten, stressreduzierend


„Die Hitze dieser Beeren zerstört die Migräne, die von Kälte kommt… (Lorbeer) beruhigt die Adern der Stirn und die Adern der Schläfen.“

Der Lorbeer ist ein beliebtes Gewürz für herzhafte Speisen. Trotz einer sehr langen Tradition in der Heilkunde hat er nur noch Bedeutung für die Kosmetik und die Tiermedizin.

Lorbeer

Anwendungen laut Hildegard:
lindert Magenbeschwerden, Schmerzen in der Brust, Lenden und Hüfte, hält Fieber fern, bei schwindenden Sinnen und Zornesausbrüchen, gegen halbseitigen Kopfschmerz und Migräne, Gicht, Lungenleiden

Gesicherte Indikationen:
keine


„Schmerzender Rauch in der Lunge entsteht durch schlechte und stinkende Säfte, die zum Gehirn aufsteigen und von dort zur Lunge gelenkt werden. Die Lunge wird vielfach von Herzschmerzen und der Wärme des Magens geschwächt, und die Kälte dieses Krautes beruhigt diese Schwäche, wenn sie sich mit der Süsse des Wassers mischt.“

Blühendes Lungenkraut

Lungenkraut

Anwendungen laut Hildegard:
Lunge, Husten

Gesicherte Indikationen:
keine


„Die Malve enthält eine mäßige Kälte, mild wie die Luft und wie der Tau. Sie ist schleimig und gut für Menschen mit schwachen Magen.“

Die wilde Malve ist auch als die große Käsepappel oder Feldmalve bekannt.

Malve

Anwendungen laut Hildegard:
Kopfschmerzen, Augen

Gesicherte Indikationen:
Reizhusten, Rachenbeschwerden


„Die Kälte und der Saft der Mariendistel sind dem Menschen nicht gefährlich. Man verbinde die Schwellung mit einem weichen Tuche und halte sie warm.“

Mariendistelfrüchte enthalten das Silymarin. Das ist ein potenzieller Leberschutzfaktor,.

Mariendistel

Anwendungen laut Hildegard:
Hautkrankheiten

Gesicherte Indikationen:
Verdauungsstörungen, Unterstützung des Leberstoffwechsels


Die Melisse wird bei Hildegard auch als ‚herzcruit‘ bezeichnet. Damit könnte die Form der Blätter aber auch eine Andeutung der tonisierenden Wirkung gemeint sein.

Melisse im Beet

Melisse

Anwendungen laut Hildegard:
Augen

Gesicherte Indikationen:
Stress, Schlaflosigkeit


„Wer kurzatmig ist, indem er fette Eingeweide hat oder sein Magen aufgrund von vielen Speisen und Getränken beschwert wird, der soll Bachminze gebrauchen.“

Zartrosa Büschel bilden die Blüten der Pfefferminze.

Minze

Anwendungen laut Hildegard:
Augen, Magen, Gicht, Atemnot, Parasiten

Gesicherte Indikationen:
Verdauungsstörungen

„Die Blätter, die Wurzeln und der Saft eines Birnbaums taugen wegen ihrer Härte als Heilmittel nicht, aber die Mistel darauf ist für vorzügliche Arzneimittel geeignet.“

Mistel

Anwendungen laut Hildegard:
Atemnot, Gicht, Brust und Lunge

Gesicherte Indikationen:
Gelenkerkrankungen, Bluthochdruck



„Mohn ist kalt und mässig feucht, und seine Samenkörner bringen Schlaf, wenn man sie isst, … . In Wasser gequollen können die Körner gegessen werden, aber roh sind sie besser und nützlicher zu essen als gekocht. Das Öl, das aus ihnen gepresst wird, nährt weder den Menschen noch erquickt es ihn. Es bringt im weder volle Gesundheit noch Krankheit. Das Öl ist kalt. Die Samenkörner aber sind warm, …“

Mohn

Anwendungen laut Hildegard:
Schlaf und Entspannung, Läuse und Nissen

Gesicherte Indikationen:
keine, lediglich Schlafmohn


„Den Trugbildern, der Zauberei, auch Anrufungen von Dämonen und Kräften verzauberter Kräuter widersteht die Myrrhe, sofern man davon stets etwas bei sich in den Taschen trägt.“

Die heilkräftigen Wirkstoffe werden durch Lösen mit Alkohol und Destillation aus dem Myrrheharz extrahiert.

Myrrhe

Anwendungen laut Hildegard:
Gelbsucht, Gicht, Magen Fieber, Begierde

Gesicherte Indikationen:
Wunden und Geschwüre im Mund, Hautverletzungen, Furunkel


„Das Öl von den Früchten des Ölbaumes Baumes taugt nicht viel zum Essen, denn wenn es gekocht wird, bewirkt es Übelkeit und macht dem, der es ist, auch andere Speisen unverdaulich.“

Olivenblätter haben in der Verwendung als Tee eine entwässernde Wirkung.

Ölbaum

Anwendungen laut Hildegard:
Gicht, Magen, Kopfschmerzen, Geschwüre, Krämpfe

Gesicherte Indikationen:
Wassereinlagerungen durch die Nieren


„In Wein eingelegter Odermenning vor dem Essen getrunken, vermindert die Ausscheidung von Schleim und reinigt den Magen. Bei heisser Begierde und Maßlosigkeit hilft ein Bad .“

Der Odermennig ist eines der Universalheilmittel in der Pflanzenmedizin. Er lindert Durchfall, Wunden der Haut und Reizungen im Mund- und Rachenraum.

Odermennig

Anwendungen laut Hildegard:
Verwirrung, Verschleimung, Augen, Aussatz, Reinigung

Gesicherte Indikationen:
Durchfall, Entzündungen im Mund- und Rachenraum, Hautprobleme


„Wenn aber jemand die gegessene Speise nicht verdauen kann, nehme er den Saft der Langen Osterluzei im Gewicht von zwei Münzen und Saft der Bibernelle im Gewicht einer Münze.“

Blätter und Blüten der Osterluzei

Osterluzei

Anwendungen laut Hildegard:
vorbeugend gegen Krankheiten und Leiden

Gesicherte Indikationen:
Die gesamte Pflanze ist giftig!

„Die Pfingstrose ist feurig und hat gute Wirkkraft und wirkt gegen das Drei- und Viertagefieber. .. und so steigen ihre Kräfte in sein Gehirn auf und wecken ihn, dass er wieder zu Besinnung kommt … .“

Pfingstrosen im Kreuzgarten Stift Zwettl.

Pfingstrose

Anwendungen laut Hildegard:
Ohnmacht, Verschleimung, Epilepsie, Ungeziefer, Magenbeschwerden

Gesicherte Indikationen:
keine



Hildegards Empfehlung ist, das Kraut in Wein und Honig zu kochen und zur Nacht geniessen. „Es macht deine Stimme heiter, heilt deine Brust und macht diese klar wie die Luft.“

Das unzerstörbare Unkraut die Quecke

Quecke

Anwendungen laut Hildegard:
Gicht, Ungeduld, Bewusstseinsstörungen, Beschwerden in der Brust,

Gesicherte Indikationen:
Harnweg-Beschwerden


„Der Quittenbaum ähnelt der Schlauheit, die manchmal nützlich ist und manchmal nichtsnutzig. … Die Frucht ist gebraten und gekocht für einen Kranken und einen Gesunden sehr wertvoll.“

Quitten

Anwendungen laut Hildegard:
Geschwüre und Gicht

Gesicherte Indikationen:
keine

„Der Rainfarn ist warm und etwas feucht und wirkt gegen alle über- und ausfliessende Säfte. … und so werden die inneren Geschwüre des Hustens gelöst, …, und es wird ihm besser gehen.“

Knöpflekraut wird das Rainfarn auch wegen seiner Blütenform genannt.

Rainfarn

Anwendungen laut Hildegard:
Schnupfen, Husten, Völlegefühl, Menstruationsbeschwerden

Gesicherte Indikationen:
keine



„Die Raute gedeiht durch die Grünkraft der Erde. Wenn ein Mensch so in Lust erregt ist, dass sein Samen zum Glied des Ergusses gelangt, … vertreibt sie die geronnenen Säfte des Körpers. „

Die Raute ist eine uralte Pflanze in der Klostermedizin. Die Anwendungsgebiete der Raute wechselten im Laufe der Geschichte.

Raute

Anwendungen laut Hildegard:
Ejakulationsstörungen, trübe und gereizte Augen, Schwermut

Gesicherte Indikationen:
keine


„Und wer Grind am Kopf hat, nehme Blüten und Blätter der Ringelblume und drücke aus ihnen den Saft und bereite .. mit etwas Wasser und Semmelmehl oder Roggenmehl einen Teig.“

Ringelblume Beet

Ringelblume

Anwendungen laut Hildegard:
Vergiftungen, schuppige Haare, Grind

Gesicherte Indikationen:
leichte Entzündungen der Haut, des Mundes und des Rachens


Die heilende und wohltuende Wirkung von Rosenblättern bei Hauterkrankungen war bereits im Altertum bekannt. Hildegard übernahm dieses Wissen, schätzte ihre Wirkung, erwähnte und würdigte sie ausdrücklich in ihrem Schriften. „Die Rose ist kalt, und genau diese Kälte hat ein nützliches Maß an sich.“ Einige ihrer Rezepturen gegen mentale Störungen basieren auf Rosenwasser oder enthalten es zu Teilen .

Passionsweg in Bingen am Rochusberg. Marterl mit Rosen.

Rose

Anwendungen laut Hildegard:
Augen, Krämpfe, Geschwüre, Melancholie

Gesicherte Indikationen:
Entzündungen der Mund- und Rachenschleimhaut, Hauterkrankungen


„Er ist nützlich gegen kranke Säfte. Salbei leistet nämlich der inneren Fäulnis der Säfte Widerstand, es heilt und stärkt ihn innerlich. Die Wärme des Salbeis macht das Herz langsam und dämpft die Adern des Halses.“

Salbei

Anwendungen laut Hildegard:
Appetitlosigkeit, Mundgeruch, Kopfschmerzen, Harninkontinenz, Blutungen

Gesicherte Indikationen:
Verdauungsbeschwerden, übermäßiges Schwitzen, Entzündungen in Mund und Rachen, oberflächliche Entzündungen der Haut


Hildegard sah keinerlei nützliche Verwendung für den Schachtelhalm. „Er entsteht aus den verdorbenen Säften der Erde und bringt dem Menschen, der ihn isst keine Kraft. Gekocht nutzt er zum Töten von Fliegen.“

Der Ackerschachtelhalm wird auch Zinnkraut genannt. Er enthält einen hohen Anteil Kieselsäure.

Schachtelhalm

Anwendungen laut Hildegard:
keine

Gesicherte Indikationen:
Harnwege, Kopfschmerzen, Wunden

„Die Schafgarbe hat gesonderte feine Wirkung auf Wunden. Sie nimmt ihr die Fäulnis und Schwären. Das soll öfters geschehen, solange es nötig ist; … und wird umso sanfter und vollkommener geheilt werden. „

Das Wildkraut in seiner kultivierten Fassung.

Schafgarbe

Anwendungen laut Hildegard:
innere und äussere Wunden, schwindendes Augenlicht, Schlaflosigkeit

Gesicherte Indikationen:
Krämpfe im Magen-, Darmbereich



Die Heilkundige Hildegard von Bingen warnte eindringlich vor den Gefahren bei der Einnahme des Schierlings. Ausschliesslich in der äusseren Anwendung bei durch Stöße oder Schläge verursachten Prellungen und Schwellungen der Haut sah sie einen möglichen Nutzen.

Schierling

Anwendungen laut Hildegard:
Prellungen, Schwellungen

Gesicherte Indikationen:
Der gefleckte Schierling und der Wasserschierling sind giftig!


„Gegen Gift und Zaubersprüche soll sich der Mensch ein Pulver machen, … und es immer ein Jahr lang bei sich tragen.“

Stinkender Storchenschnabel auch Ruprechtskraut genannt.

Storchenschnabel

Anwendungen laut Hildegard:
Steinleiden, Herzleiden

Gesicherte Indikationen:
keine


„Wärme und Kraft sind so starkt, dass es die Gicht bekämpft. Dazu nehme man seinen Saft und die Wurzel mit Wein vermischt.“

Tausendgüldenkraut

Anwendungen laut Hildegard:
Gicht, Knochenbrüche, Zungenlähmung

Gesicherte Indikationen:
Magen-, Darm-, Verdauungsstörungen


Der Thymian beseitigt, was trüb macht und verzehrt. Hildegards Rezepte empfehlen den Thymian nur für äussere Anwendungen als Salben oder Badezusatz.

Thymian im Garten

Thymian

Anwendungen laut Hildegard:
Augen, Gicht, Parasiten, Aussatz

Gesicherte Indikationen:
Husten, Erkältungssymptome


„Das Veilchen ist zwischen warm und kalt. Es wächst allein von der Süße und in der Reinheit der Luft, wenn sich die Luft nach dem Winter eben erst zu erwärmen beginnt.“

Veilchenblüten

Veilchen

Anwendungen laut Hildegard:
Augen, Gicht, Gemüt, Geschwüre

Gesicherte Indikationen:
keine

„Das Vergissmeinnicht hat in sich weder die richtige Wärme noch die richtige Kälte noch enthält es irgendwelche Kräfte zum Nutzen der Menschen noch taugt es zur Arznei.“

Vergissmeinnicht im Schulgarten zu Lübeck.

Vergissmeinnicht

Anwendungen laut Hildegard:
keine

Gesicherte Indikationen:
keine



„Der Mensch, der die Taubnessel isst, lacht gerne. Ihre Wärme berührt seine Milz und das Herz wird dadurch erfreut.“ Sie beseitigt ihm üble Gerinnungen und Wucherungen im Auge.

Weiße Taubnessel

Anwendungen laut Hildegard:
Augen

Gesicherte Indikationen:
Magen, Darm, Blähungen, Katharre der Atemwege, Nervosität, Schlafstörungen


„Nimm also Weihrauch, zerstoss ihn und fertige aus Eiweiss und Semmelmehl kleine Törtchen. Halte sie an deine Nase und der Duft stärkt dich, macht die Augen klar und erfüllt das Gehirn.“

Weihrauch

Anwendungen laut Hildegard:
Kopfschmerz, Fieber, Schwerhörigkeit

Gesicherte Indikationen:
Magen-, Darm-, Verdauungsstörungen


„Damit ein Betrunkener wieder zu sich kommt, soll man ihm … , eine Rebe vom frischen Weinstock mit Blättern um die Stirn, Schläfen und Augen legen. Menschen, die zu Zorn oder Trauer veranlasst werden, sollen Wein am Feuer erhitzen, mit etwas kaltem Wasser mischen und trinken, und es wird ihnen alsbald leichter gehen. Denn die am Feuer erhöhte und zugeführte Wärme des Weines erwärmt Magen und Blase des Menschen.“

Weinstock

Anwendungen laut Hildegard:
Augen, Brust, Bauch, Zahnfleisch, Wunden und Geschwüre, Harninkontinenz, Beruhigung, Kopf- und Ohrenschmerzen

Gesicherte Indikationen:


Für Hilde ein starkes Kraut: „Der Farn ist sehr heiss und trocken und hat kaum Saft in sich. Er enthält aber viel Wirkkraft, und zwar in solcher Stärke, dass sogar der Teufel davor flieht.“

Vom Kleinen zum Grossen mit jedem Detail. Der Aufbau der Farnblätter ist ein bewundernswertes Werk der Natur.

Wurmfarn

Anwendungen laut Hildegard:
Böse Geister, Zauberei, Gicht, Augen, Taubheit, Zunge, Gedächtnis, Eingeweide

Gesicherte Indikationen:
Die in den Blättern enthaltene Filixsäure ist giftig!


„Aber wenn die Leber durch die Traurigkeit des Menschen geschwächt wird, soll er, …, Hühnerküken mit Ysop kochen und sowohl den Ysop als auch die Küken essen.“

Die biblische Pflanze blüht mit kleinen bläulichen unscheinbaren Schmetterlingsblüten.

Ysop

Anwendungen laut Hildegard:
Leber und Lunge

Gesicherte Indikationen:
keine

Die Zichorie hielt Hildegard für wertlos: „Die Wegwarte strebt in ihrer Natur nach Ansehen und ist eitel. Und jener, der sie bei sich trägt, wird von den anderen Menschen gehasst.“

Blüten der Zichorie oder Wegwarte

Zichorie

Anwendungen laut Hildegard:
Heiserkeit und Verstopfung

Gesicherte Indikationen:
Verdauungsorgane und Stoffwechsel