Hier ruht die Seele wirklich
Wenn das lauteste Geräusch im Ohr nur noch das Sausen des Windes ist, und frische reine Luft zum tiefen Durchatmen einlädt. Wo die Füsse fest im lockeren Kies stehen. Dann bin ich auf dem Göttweiger Berg angekommen. Welch ein Kontrast zum alltäglichen Overkill an Sinneseindrücken! All die störenden und beunruhigenden Geräusche, Gerüche, Nachrichten sind unten im Tal am Fusse des Göttweiger Berges geblieben. Mit einem Mal sind sie nicht mehr da. Ich erinnere mich noch gut an die Worte des Göttweiger Frater Richartz während einer meiner ersten Besuche: „Das ist hier eine Tankstelle. Hier kannst Du Ruhe und Energie im Überfluss tanken.“
Rastplatz für die Seele
Die Krönung der Wachau
Erhaben trohnt das Benediktinerstift mit seinen unverkennbaren Türmen der Stiftskirche und den drei zwiebelförmigen Hauben der Ecktürme über dem Donautal. Am Eingang der Wachau, auf dem Göttweiger Berge, einem Ausläufer des Dunkelsteiner Waldes, leuchten die hellen Mauern und roten Ziegeldächer schon von der Ferne. Der an ein Schloss erinnernde barocke Gebäudekomplex verspricht Prunk und Gloria. Tatsächlich ist Göttweig ein Rückzugsort, der Raum und Luft für die Erholung der Seele bietet.
Abgehoben, das ist die Perspektive, die der Besucher auf dem Göttweiger Berg automatisch einnimmt. Zu allem hat man Abstand. Alles ist sichtbar. Nichts versperrt den Blick. Zur Donau gewandt beglücken das Grün und die regelmässigen Muster der Weinberge das Auge. Alles ist fern. Zu Füssen liegt die Landschaft mit den kleinen Ortschaften Mautern, Paudorf und an der Donau Krems und ihrem Treiben. An klaren Tagen mit viel Glück ist der Ötscher beim Blick in Richtung St. Pölten sichtbar. Dieses Überblicken und jederzeit in diese Landschaft eintauchen zu können, ist ein Reiz, dem nur wenige widerstehen können. Mir fallen dazu die Worte Bernhard von Clairevaux‘ ein, der in seinen Predigten über das Hohelied ausführte: „Hier ruht man wirklich. Der stille Gott erfüllt alles mit Stille: und ihn in seiner Ruhe schauen, heisst selbst ruhen.“
Barocke Formen und Lebensfreude
Der Ausdruck von Lebensfreude und die spielerische Einbeziehung der Natur sind wesentliche Merkmale der Stilepoche des Barocks. Nach dem grossen Brand im Jahre 1718 wurde die gesamte Klosteranlage neu konzipiert und als barockes Prunkstück in der heutigen Form wieder aufgebaut. Die typischen Blumenmuster und Landschaftsdarstellungen finden sich im Stuck und den Ausmalungen wieder. Die Gestaltung der Gärten orierntierte sich an den geometrischen Regeln der Bauepoche. So hat der nach Osten gewandte Konventgarten die Form eines gleichschenkligen Dreiecks. In der Quadratur des Priorgartens, welche das Zentrum des Gebäudekomplexes bildet, übten sich in der Vergangenheit zukünftige Priore im Fussballspiel. Die Spielstätte wurde während der letzten Jahre vor die Mauern des Stifts verlegt. Heute gedeihen im Priorsgarten Weinstöcke und Marillenbäumchen.
Vom Guten und Nützlichen
Die Suche nach einem typischen Klostergarten mit Medizinalkräutern wird in Göttweig nicht von Erfolg gekrönt werden. Kräuter für die Küche gedeihen prächtig in der Stiftsgärtnerei unterhalb des Altmanniturms. Es liegt in der Natur der Dinge, dass sie die Verdauung kräftig unterstützen und somit weniger eine heilende sondern mehr vorbeugende Wirkung haben. Beim Gartenbau haben die Göttweiger ihr Augenmerk beim Gartenbau auf den Anbau von Marillen gelegt. Zwölf verschiedene Sorten, der in der Wachau beheimateten Marille wachsen auf historischem Grund. Ziel der Pflanzungen ist, die Vielfalt der Marille für die Wachau zu erhalten. Die Plattform auf dem Wehrmauerbesatz wurde als bereits seit der Erbauung der Gartenanlagen als Nutzgarten angelegt. Lustwandeln oder Liegen unter den halbhohen schattenspendenden Marillenbäumen ist nicht nur ein Vergnügen zur Blütezeit sondern auch an sonnigen warmen Sommertagen. Sonnenstühle laden dazu ein.
Öffentlich zugänglich sind der Marillengarten und sein Kräutergarten. Der Jugendhausgarten ist den Besuchern des Hauses vorbehalten. Alle anderen Gärten befinden sich innerhalb der Klausur, dem Bereich, der den Mönchen als Rückzugsort zum Leben, Arbeiten und Beten vorbehalten ist.
Wer einen Tag voller Ruhe und Entspannung krönen will, dem sei die Teilnahme am Stundengebet ans Herz gelegt. Der schwingender Rhythmus und die Melodien der Choräle helfen, das Hirn neu zu takten und manchmal auch das Herz. Wem der prunkvolle Schmuck der Stiftskirche zu viel ist, der schliesse die Augen und höre die Stimmen.
Anfahrt und Internet-Adresse:
https://www.stiftgoettweig.at/
If you see this after your page is loaded completely, leafletJS files are missing.