Blumen und Kräuter im Ulmer Winkel
Die Dame mit der Giesskanne in der Hand war reichlich enttäuscht, dass ich die Kirschen aus dem Klostergarten partout nicht probieren wollte. Mit einer Kreuzallergie ist in der Regel schlecht Kirschenessen. Dafür packte mich das reine Vergnügen, als ich sah, was die Gemeinde der Pfarrei St. Peter und Paul zu Oberelchingen seit 2006 in ihrem historischen Klostergarten zum Blühen und Gedeihen gebracht hat. Kaum war sie gegangen, griff ein älterer Herr zur Hacke und kümmerte sich um die Beete. Es scheint, als ob der Garten die gesamte Gemeinde beschäftigt.
Sehnsucht nach dem Klostergarten
Auf der Anhöhe über der Donau weht meist ein laues Lüftchen und der Blick ist frei auf die Weite des Ulmer Winkels und in westlicher Richtung ist das Ulmer Münster auszumachen. Wäre mit der Säkularisation im Jahre 1802 die Reichsstift nicht aufgehoben worden, würden wohl noch heute auf dem Gelände des Klosters sich Mönche um die Obstbäume, die Beete und Rabatten mit Rosen, Heil- und Küchenkräutern kümmern. Mehr als zweihundert Jahre später ergriffen fleissige Hände der Pfarrgemeinde die Initiative und schufen einen Garten, der die Bezeichnung Klostergarten verdient. Er verknüpft auf wunderbare Weise die Komponenten eines Nutzgartens, des Schaugartens und eines komplentativen Gartens miteinander.
Durch den Obstgarten schlängelt sich der Prozessionsweg der „Sieben Schmerzen Mariens“ mit eindrucksvollen Bronzeplastiken des Künstlers Waldemar Otto. Der Weg umrundet die Obstbäume. Die sieben Passionsstationen sind so platziert, das jede für sich eine ganz eigene Platz-Raum-Wirkung entfaltet. Die Figurengruppen laden zum Entschlüsseln der Szenen ein. Das führt hin zu einer bewussten gedanklichen Auseinandersetzung mit der Arbeit des Künstlers, zum Innehalten, zum Nachdenken, zum Abschalten und Besinnen. Nebenan leuchten die roten Johannisbeeren mit den Rosen um die Wette. Lavendel und Natternkopf buhlen mit ihren leuchtenden Blautönen um die Aufmerksamkeit des Betrachters.
Die Besucher der Wallfahrtskirche scheinen allesamt unentschieden, was sie zuerst besichtigen sollen. Geben sie dem prächtigen Ausmalungen des Barock im Kirchenschiff den Vorrang? Oder schlendern sie zuerst durch den Garten und begeben sich auf eine Entdeckungsreise zwischen bekannten und unbekannten Heilkräutern und -pflanzen? Wie auch immer sie entscheiden, sehenswert ist beides! Aufmerksame Gastgeber, wie es die Oberelchinger sind, haben sie lauschige Ecken mit Bänken und einem Pavillon für ihre Besucher bereitgestellt.
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