Abdij Postel

Klösterliche Ruhe und Abgeschiedenheit für rund 300 verschiedene Kräuter

Einer der schönsten Klostergärten Europas liegt auf fast halben Wege zwischen Antwerpen und Eindhoven. Er gehört zum Prämonstratenserkloster Abdij Postel. Die Mönche in ihren weissen Kutten werden hier Norbertiner genannt. Verborgen mitten im Wald, hinter hohen Bäumen befindet sich der pittoreske Gebäudekomplex mit seinem gepflegtem Park und dem bemerkenswerten Heilpflanzengarten. Gut ausgebaute Fahrradwege aus Belgien und den Niederlanden kreuzen sich an dem beliebten Ausflugsziel. Für den einen ist es ein Rastplatz für den anderen die touristische Attraktion.

Die im Herzen grüne Abtei

Mehr als Bier und Käse

Der Klosterkomplex ist ein architektonischer Mix aus verschiedenen Zeitepochen und unterschiedlichen Gebäudenutzungen. Eindrucksvoll sticht die barocke Fassade des Refektoriums hervor. Ruhe strahlt dieser Ort aus. Diese Ruhe überträgt sich seltsamerweise auch auf die zahlreichen Besucher, die des Bieres, des Käses oder des Klosters wegen gekommen sind. Mit ein wenig Glück kann man dem Glockenspiel im gepflegten Grün des sorgsam angelegten Parks beiwohnen. Nur wenige Schritte sind es von dort bis zum bewundernswerten Heilkräutergarten des Klosters – De Kruidentuin.

Kugelige Rhododendronbüsche an der Abteikirche der Abdij Postel.
Kugelige Rhododendronbüsche an der Abteikirche der Abdij Postel.
Ein herrschaftliches Gepränge hat die Fassade der Abteil.
Ein herrschaftliches Gepränge hat die Fassade der Abtei.
Ein Teil des Klosterparks ist der Heilpflanzengarten versteckt hinter hohen Hecken.
Der Heilpflanzengarten versteckt hinter hohen Hecken des Klosterparks.

Kräuter, nichts als Kräuter

Für den kleinen Jungen auf Papas Schultern war das offensichtlich zu langweilig. Lauthals verkündete er ungeschönt seine Meinung. Dass seine Eltern nun ausgerechnet auf dem Areal mit seinen vielen hölzernen Lattenzäunen, den zahlreichen Blumen und Pflanzen herumspazierten, entsetzte ihn. Selbst das alte Steinhaus konnte sein Interesse nicht wecken. Es ist leer. Mit Sicherheit gibt es für Kinder Spannenderes und Aufregenderes. Die Stille und der Frieden des Platzes waren wahrscheinlich für den Jungen zu viel. Allerdings für Pflanzenfreunde und Menschen mit Interesse an Heilkräutern ist der Heilkräutergarten der Abdij Postel ein bemerkenswerter Ort.

Die Artischocken sind schon zu reif, um gegessen zu werden.
Artischocken
Grosse Schilder und Lattenzäune sind das Markenzeichen des Heilpflanzengartens der Abdji Postel.
Schilder und Lattenzäune sind das Markenzeichen des Kräutergartens.
Ein Heilkräutergarten wie aus vergangenen Zeiten.
Heilkräutergarten mit dem Pesthaus
Die Königskerze erhält Besuch von einer belgischen Wespe.
Königskerze

Viele Schilder und ein Lattenzaun

Den optischen Mittelpunkt des Kräutergartens bildet das geziegelte Pesthaus: Het pesthuisje. Aus Angst vor dem „schwarzen Tod“- oder auch Pest – wurden erkrankte Menschen in diesem Gebäude isoliert. Das ist ein freundliches kleines Haus aus rotem Ziegelstein, das mit einem leichten Schaudern ganz aktuell an das Grauen und Leid von Seuchen erinnert. Dem gegenüber wächst und gedeiht, was in vergangenen Zeiten zum Heilen zur Verfügung stand: Heilpflanzen und Heilkräuter.

Die Kapuzinerkresse ist kaum zu halten. Sie wuchert durch den Gartenzaun.
Kapuzinerkresse
Der Rhizinus verdeckt die Sicht auf das Pesthaus der Abdji Postel.
Rhizinus
Tief verbeugt sich die Nachtkerze vor den Besuchern des Heilpflanzengartens.
Nachtkerze
Trotzig blüht der kleine Eibisch gegen den kommenden Herbst an.
Eibisch

Oberflächlich betrachtet ist der Kräutergarten ein kleiner Schilderwald mit einem langen Staketenzaun. Die Beschilderung der Pflanzen und Kräuter ist umfangreich, sorgfältig und informativ. Besucher pendeln beim Lesen der Beschriftung ständig zwischen Kniebeuge und vorgebeugter Haltung. Es ist ein lustiger Anblick, wenn Köpfe zwischen den Beeten plötzlich auftauchen und wieder verschwinden. Die hölzerne Einrahmung der Beete mit Staketen ist keine dieser zwanghaften Historisierungen, wie sie in zahlreichen anderen Gärten praktiziert werden. Vor gar nicht allzu langer Zeit wurden Gärten und Grundstücke auf diese Art und Weise getrennt. Gut, dass die Erinnerung im praktischen Gebrauch fortlebt.

Ein giftiges Kraut, der Gemeine Stechapfel, hat sich zwischen die Heilpflanzen gemogelt.
Gemeiner Stechapfel
Ringelblumen sind das Nonplusultra eines jeden Heilpflanzengartens.
Ringelblumen
Die Stranddistel hat ihren Platz zwischen den Heilpflanzen gefunden.
Stranddistel
Ein blühender Myrthenstrauch im Heilpflanzengarten der belgischen Abdij Postel.
Myrthe

Andere Länder, andere Kräuter

Die Beschilderung der Pflanzen ist übersichtlich. Alle Pflanzennamen und Beschreibungen ihrer Wirkung sind auf Niederländisch. Das hält einige Überraschungen bereit. Es gibt zum Teil erstaunliche Abweichungen bei den Anwendungen in Abgrenzung zum deutschen Sprachraum. An diesem Beispiel wird erfahrbar, wie sehr die Volksmedizin eine Erfahrungsheilkunde ist. Auch die lateinischen Namen der Pflanzen fehlen auf den Schildern nicht. Das ist sehr hilfreich für alle Besucher, die des Niederländischen nicht mächtig sind.

Die Anis-Duftnessel prahlt mit ihrem königlichen Blau.
Anis-Duftnessel
Das Patagonische Eisenkraut ist der Bruder des Gemeinen Eisenkrautes aus der Familie der Verbenen.
Patagonisches Eisenkraut

Sie meinen es ernst

Einen Namen haben sich die Mönche von Postel bei der Zucht von Ingwer gemacht, die sie intensiv betreiben. Seit jeher lebte die Abtei von Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Viehzucht und der Brauereikunst. Das mit den Kräuter, das war wohl schon immer so. Sie wurden gebraucht, für die eigenen Leiden, die der Fremden und Besucher und das liebe Vieh. So wie damals ist es auch heute.

Eine der letzten Rosen des Spätsommers im Park der Abdji Postel.
Eine der letzten Rosen des Spätsommers im Park der Abdji Postel.
Ein harmonischer Stilmix zwischen Barock und Renaissance an der Fassade der Abdij Postel.
Ein harmonischer Stilmix zwischen Barock und Renaissance an der Fassade der Abdij Postel.
Schmuckvase an der Fassade der Prämonstratenser Abdij Postel
Schmuckvase an der Fassade der Prämonstratenser Abdij Postel

Anreise und Internet-Adresse:

www.abdijpostel.be