Wo blühende Felder ein Garten sind
Was wäre die Abtei von Sénanque ohne die viel gerühmten Lavendelfelder und die großen Parkplätze? Beides sichert das wirtschaftliche Überleben der im zwölften Jahrhundert gegründeten Zisterzienser-Abtei. Der Lavendel und die Abtei bilden eine untrennbare Wirtschaftseinheit mit einer unglaublichen Anziehungskraft, der zehntausende Besucher pro Jahr folgen. Während die Mönche unsichtbar im hinteren Gebäudeteil in Klausur leben, herrscht auf den Wegen rings um die Lavendelfelder der Abtei, im Abverkauf und im Museumstrakt die quirlige Betriebsamkeit des bunten nicht enden wollenden Besucherstromes. Der übliche Klosterbesuch reduziert sich auf Parkplatzsuche, Shopping und Museumsbesuch. Was fehlt, ist ein Ort der Stille und Einkehr. Die Kirche ist wegen Bauarbeiten geschlossen und die Holzbänke im Hauptschiff unter eine dicken Staubschicht begraben. Offenbar hat sich Sénanque auf den Tourismus als Kerngeschäft fokussiert und sich auf diesem Wege selbst zu einer der bekanntesten Attraktionen in der Provence degradiert.
Das säkularisierte Kloster
Raum für Emotionen
Normalerweise wirkt Lavendel beruhigend und ausgleichend. Blüht er im Tal von Senanque, scheint er jedoch die Menschen zu außergewöhnlichen Stimmungsausbrüchen zu verleiten. Egal ob Männer oder Frauen – voller Begeisterung knien sie in den blühenden Büschen und verkünden lautstark, wie gut er riecht. Andere nutzen ihn als Fotokulisse für Selfies, Familienfotos um dabei ausgelassen durch die Reihen der Lavendelbüsche zu springen. Der Anblick der blau-violett blühenden Büsche ist überwältigend in ihrer Schönheit. Der Ästhetik violett blühender Linien reihenweise gepflanzter Lavendelbüsche kann sich kaum jemand entziehen. Unzählige Schattierungen und ständig neue Variationen von Blau und Violett entwirft der belebte Himmel über der Provence – ganz einfach so.
Die Anziehungskraft von Lavendel
Die Farbkomposition der violett blühenden Lavendelfelder eingerahmt im Grün der Steineichenwälder überspannt vom einmaligen Blau des Himmels der Provence ist ein fast schon klassisch geprägtes Bild. Im Kontrast der bergigen Kurven und Wellen verschiedener Grüntöne steht die fast weiße Fassade der Zisterzienser-Abtei wie ein Steinriegel quer im Tal und beherrscht aus allen Perspektiven das Bild. Das Auge wird süchtig nach dem leuchtenden Violett unter dem strahlend blauen provenzalischen Himmel. Es versucht, sich an den unzähligen Blautönen satt zu sehen und wird stets durch neue Variationen überrascht.
Gangbare Wege
Der schnellste Weg nach Sénanque führt über Gordes. Was in Reiseführern als malerischer Bergort in der Provence beschrieben wird, muss aber tatsächlich als mustergültiges Beispiel gelungener Gentrifizierung gesehen werden. Wer den Wagenkolonnen von Fahrzeugen gehobener Mittelklasse ausweichen will, sollte die Wegmarkierung circa 50 Meter nach dem Ortsausgangschild nicht verpassen. Der Weg zu Fuß lohnt sich! Ein Blick zurück beschert den Ausblick südwärts ins Tal und auf die Hänge der südlichen Ausläufer des Luberon. Das ist eine durchaus adäquate Belohnung für den streckenweise steinigen Anstieg. Zwischen Steineichen und von Natursteinmauern begrenzten Weideflächen windet sich der Weg abseits der Strasse den Abhang empor. Kurz hinter dem Kamm, wenige Meter im Abstieg geben die Büsche die Sicht auf die Abtei von Sénanque frei – der schlichte helle Steinklotz mit seinen eindrücklichen Proportionen in den leuchtenden violetten Lavendelfeldern.
Anfahrt und Internetadresse:
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