Prunk und Gloria für ein reichhaltiges und gutsortiertes Sortiment an Heilkräutern
Auf der Flugroute nach Rom tauchen immer kurz hinter Mailand die grünen Reisfelder auf, die im Licht der untergehenden Sonne wie ausgelegte Spiegel in den Himmel leuchten. Klar und deutlich sind die Umrisse der berühmten Klosteranlage Certosa die Pavia selbst aus zehntausend Metern Flughöhe zu erkennen. Das Muster ist unverkennbar und bildet sich aus dem Geviert des sogenannten „Grossen Klosters“, das vom Kreuzgang und den Kartausen umstanden ist. Unmittelbar daran schliesst sich das Rechteck des „Kleinen Klosters“ mit den hohen Gebäuden, der Klosterkirche an. Die vielen Türme zum Schmuck der Kirche fallen meist durch ihren typisch strukturierten Schattenwurf auf.
„Laudate Dominum de caelis
laudate eum in excelsis.“
Das steinerne Gotteslob in der Lombardei
Viele Male querte ich diese Stelle auf meinen Weg in den Süden, ohne jemals vor den Mauern, Türmen und der Pracht dieser eigenwilligen Klosteranlage gestanden zu haben. Es war nur ein Abstecher auf einer Reise über Land, die mich zur einer der beeindruckendsten Kräuterhandlungen in den Gemäuern einer „alten Klosterapotheke“ führen sollte. Für die Räume der Klosterapotheke besteht ein strenges Fotografierverbot. Die Auswahl an Kräutern, Tees und anderen Produkten ist riesig und füllt die alten hohen Holzregale in der Halle gegenüber dem Museumseingang. Für eilige Reisende mit Handgepäck ist die Entscheidung zwischen zu Lasten oder zu Gunsten der wunderbaren Kräuter und Produkte eine schwere Entscheidung.
Lasst Euch nicht abschrecken!
Früher war alles besser. Da gab es sogar eine von Pferden gezogene Strassenbahn, welche die Besucher von der Bahnstation zum Kloster brachte. Der Wagen steht nun verlassen auf dem Vorplatz. Später bevorzugten die Anreisenden ihr eigenes Auto. Heute bleiben die teuren Parkplätze leer, weil sie auf Fahrräder umgestiegen sind. Ursprünglich huldigte man den überkanditelten Stiftern des Klosters – der Familie Visconti. Jetzt liest man auf der eigenen Website einen Bericht über den Kurzbesuch des Duces. Die Anzahl der auf dem Areal des ausgedehnten Klosterkomplexes lebenden Mönche schrumpfte von ehemals 52 auf lediglich neun, die sich nun um alles kümmern. Die Mühe ihrer Tage merkt man ihnen an. Nur die Gärten mit den wertvollen Kräuter blieben wohl schon immer vor den Augen der Besucher verborgen. Die grimmig dreinschauenden Löwen bewachen die Gebäude der Kartause – und das schon seit ewigen Zeiten.
Ursprünglich war ich wegen der Kräutergärten des Klosters gekommen. Gelesen hatte ich, dass die Kartausen – die kleinen Wohnhäuser der Mönche, welche mit dem Kreuzgang verbunden das Geviert des „Grossen Klosters bilden – über kleine von den Bewohnern bewirtschafteten Gärten verfügen. Diese Gärten befinden sich auf der Rückseite der Häuser und sind unerwünschten Blicken entzogen. Lediglich einige wenige Häuser können im Rahmen eines Rundganges besichtigt werden. Es sind kleine hübsche Schaugärtlein, aber eben keine Kräutergärten. Die Pflanzungen im Kreuzgarten des „Kleinen Klosters“ haben unter der anhaltenden Hitzewelle gelitten und lassen traurig die Blätter hängen. Offensichtlich sollte mir der Blick auf die Kräuter verborgen bleiben.
„Alle Macht des Menschen besteht aus einer Mischung von Zeit und Geduld.“
PARACELSUS
Ein wenig Liebe und Respekt
Certosa di Pavia ist ein lebendiges Kloster. Das heisst, es ist auch ein Ort der Stille. Dafür schliessen sich die Türen und Tore rechtzeitig am Ende eines jeden Tages. Die Gärten hinter den meterhohen Mauern bleiben generell verschlossen. Die Klausur ist der private Raum der Mönche zum Arbeiten, Beten und Leben. Auch wenn sich die Pforten morgens um 9 Uhr für die Besucher immer wieder öffnen, ist die Certosa di Pavia kein Museum sondern ein Kloster mit all seinen Gepflogenheiten. Da ist es völlig normal, dass an erster Stelle der Gottesdienst steht. Manche Besucher stört das. In diesem Falle sei denen empfohlen, besser in das wenige Kilometer entfernte Mailand zu fahren. Da haben die Geschäfte durchgängig geöffnet. Dort können sie andere Menschen die Macht ihres Geldes spüren lassen, laut zu jeder Zeit telefonieren, sich über unbequeme Sitzgelegenheiten beschweren, falls sie noch einen Parkplatz für ihren SUV finden. Der klösterlichen Gemeinschaft, bleibt zu wünschen, dass sie Nachwuchs finden möge für ihre Traditionen, für das gemeinsame Gebet und diesen wunderschönen Ort.
Anreise und Internet-Adresse:
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