Siderisis hyssopifolia Col du Lautaret

Ysopblättriges Gliedkraut – der Alpentee

Ysopblättriges Gliedkraut (Sideritis hyssopifolia)

Angeblich ist das Ysopblättriges Gliedkraut eines der einhundertdreissig Kräuter, die zur Herstellung des berühmten Kräuterlikörs „Liqueur de la Grande Chartreuse“ verwendet werden. Wie gesagt, es handelt sich lediglich um eine Vermutung, denn die Kartäusermönche der „La Grande Chartreuse“ sind verschwiegen. Sie halten das Rezept und alle seine Zutaten für den Schnaps streng geheim.

Beheimatet ist das Ysopblättrige Gliedkraut (Sideritis hyssopifolia) im Südwesten Europas. So ist es in den Pyrenäen als Spanischer Bergtee, im französischen Jura als Alpen-Crapaudine, in der Westschweiz als „Schweizer Tee“ bekannt. Es wächst auf Almen, Sätteln und Wiesen in Gebirgen mit trockenen Kalksteinfelsen. So findet man es in den Alpen, im Jura und in den Pyrenäen. Wohl fühlt sich die aromatische Pflanze mit zitronig minzigem Duft und leicht zerknüllten Blättern  in Höhenlagen, die bis auf 1800 Meter hinaufreichen. Im Massif Chartreuse (Dauphiné, Isère und Savoie) finden sich Bestände des Ysopblättrigen Gliedkrauts bis in Höhen von 1.500 m bis 1.800 m. Seine Blütezeit ist im Hochsommer von Juli bis August. Das ist auch die Erntezeit der Pflanzen mit den blass gelblichen Blüten. Manche nennen es „Alpentee“ oder auch den „Gelben Ysop“.

In Frankreich ist das Sammeln vom Ysopblättrigen Gliedkraut (Sideritis hyssopifolia) ausschliesslich zum Hausgebrauch bzw. für den Eigenbedarf gestattet. Es handelt sich um eine geschützte Pflanzenart.

Von Interesse sind die blühenden oberirdischen Teile der Pflanze beim Sammeln, um sie später als Kräutertee zu verwenden. In der Volksmedizin galt sie lange als bronchial stärkendes Mittel. Bergbewohner schätzen von Alters her alle Pflanzen, die ihnen rasche Linderung bei Beschwerden in Folge kalter und feuchter Witterung verschaffen. So rechnen sie solchen Pflanzen und Kräutern die Fähigkeit zu, Krankheiten aus dem Körper zu entfernen, zu „wärmen“, und „die Kälte zu ziehen“.

Ysopblättriges Gliedkraut wird kaum noch zur Linderung von Erkältungs- und Grippesymptomen mittels Kräuteraufgüssen angewendet. Vielmehr bevorzugen die Anwender die angenehmen Effekte bei der Einnahme von Likören. Immerhin schaffen sie es , „zu wärmen“ und gleichzeitig „die Kälte aus dem Körper zu ziehen“ – und das in der Kombination mit dem wunderbaren Geschmack des Krautes.

Wirkung:

verdauungsfördernd, schleimlösend, fiebersenkend, krampflösend

Quellen:

Le Thé des Alpes: Sideritis hyssopifolia

Ähnliche Beiträge

  • |

    Oregano – La Mama kann nicht ohne

    Gewöhnlicher Echt-Dost (Origanum vulgare) Unvorstellbar, wie es in der italienischen Küche ohne Oregano zugehen würde. Tomatensaucen ohne Oregano funktionieren einfach nicht. Frisch oder getrocknet sind die Blättchen der kleinen grünen Oreganosträucher das Universalgewürz aller wirklichen Mamas. Fehlt Oregano im Regal, ist bella Italia dem Untergang geweiht. Die Pflänzchen lassen sich im Garten in einer sonnigen…

  • Licht ins Dunkle bringt das Johanniskraut

    Johanniskraut (Hypericum perforatum) ist eines der ältesten und bekanntesten pflanzlichen Stimmungsaufheller. Obwohl es sich beim Johanniskraut, um ein uraltes, erprobtes und anerkanntes mildes Antidepressivum handelt, sind die Mechanismen und die Wirkzusammenhänge nach wie vor ungeklärt. Eine Forschergruppe aus Shanghai hat den Wirkstoff Hypersoid genauer unter die Lupe genommen und Erstaunliches dabei herausgefunden. Bekanntermassen zählen Hypersoid, Hyperforin, Isoquercetin…

  • Neues vom Pestwurz

    Pestwurz aus kultiviertem Anbau ist dem wildwachsenden gleichwertig! Bei der Erforschung von Inhaltsstoffen des Pestwurzes (Petasites hybridus) fiel Schweizer Forschern auf, dass wild gesammelter Pestwurz dem aus kultiviertem Anbau ebenbürtig ist. Sie konnten keine signifikanten Unterschiede in der Wirksamkeit zwischen kultivierten und wild gesammelten Rhizomen feststellen. Der Vorteil des kontrollierten Anbaus liegt auf der Hand….

  • Was kann denn das Schöllkraut dafür? – Iberogast

    Zum Thema: Schöllkraut und Iberogast Der Skandal um das Bayer-Medikament Iberogast ist nicht, dass es Schöllkraut enthält. Es geht um eine durch die Aufsichtsbehörde angewiesene Zusatzinformation im Beipackzettel (Patienteninformation) und in den Fachinformationen für die Ärzte und Apotheker. Fakt ist, die BfArM (Zulassungsbehörde für Arzneimittel) hat nachträglich die Ausweisung möglicher Nebenwirkungen auf dem Beipackzettel gefordert….

  • Erfreuliche Neuigkeiten in diesem Sommer

    Die beiden Nachrichten aus Amsterdam, die Aktualisierungen auf unserer Seite notwendig machten, erreichten die Redaktion nicht völlig überraschend. Zwei weitere Pflanzen wurden seitens der EMA/HMPC als pflanzliche Arzneimittel eingestuft. Eine stammt ursprünglich aus dem südamerikanischen Raum und hat sich als Verdauungsmittel im francophonen Sprachbereich und auf der iberischen Halbinsel etabliert: die Zitronenverbene. Die andere ist…

  • |

    Fichte – des Maien Schuss

    Fichte (Picea abis) Die holzverarbeitende Industrie und der Borkenkäfer mögen die Fichte. Weil sie ein schnell und gerade wachsendes Holz produziert, sind die Fichtenbäume schon seit Jahrhunderten begehrte Holzlieferanten. Für die Forstindustrie sind sie die sogenannten Brotbäume. Das hat zu einer Monokultur in unseren Wäldern geführt, die ganze Landschaften prägt. Die Klimaveränderungen verbunden mit anhaltender…