Buchtitel Hildegard von Bingen

Das große Buch der Hildegard von Bingen

Bewährtes Heilwissen für Gesundheit und Wohlbefinden

Vorstellung des im Naumann & Göbel Verlag erschienen Buches

Das Buch mit dem vielversprechenden Titel ist fürs Regal. Es ist eines der Bücher, die verschenkt werden, auf Basaren landen oder einfach das heimische Bücherregal füllen. Das ist wirklich schade! Der feste Einband ist praktisch. Die gesamte grafische Aufarbeitung ist eine gute Arbeit. Die schöne Bebilderung mit historischen Motiven und Bildmaterial verleitet durchaus zum Blättern. Der grosse Mangel des Buches offenbart sich relativ schnell: es orientiert sich am Zeitgeist. Vor allem bietet es eine Unzahl an Rezepten, die alle auf die heutige zeitgemässe Küchenkultur abzielen. Da drängt sich die Fragestellung auf, war Hildegard eine Köchin?  Es folgt ein Lobpreis des Dinkels. Hildegards Lieblingspflanze der Diptam fehlt gänzlich. Das ist unverständlich, da gerade diese Heilpflanze in der von ihr empfohlenen Küche eine grosse Rolle spielt.

Die Auswahl der Rezepte erscheint bedenklich.  Beispielsweise wird für den Dinkelburger (Seite 85) als Zutat Beinwell empfohlen. Die Giftigkeit des Beinwells dürfte dem Autoren entgangen sein, dem der es probiert hat hoffentlich auch.

Es spricht für einen guten Humor der Autoren. Einerseits wird thematisch die von Hildebard propagierte magere Kost aufgegriffen. Andererseits findet sich Seiten später ein Auflaufrezept mit immerhin fetten 200 Gramm Schlagsahne. Wieso in dem Buch auf Kaffee und schwarzen Tee eingegangen wird, bleibt rätselhaft. Beides war zur Zeit der visionären Äbtissin unbekannt.

Wünschenswert wäre gewesen, wenn die Heillehre Hildegard von Bingens nicht nur gestreift sondern statt dessen die Thematik vertiefend ausgearbeitet worden wäre. Die Aufarbeitung der Grundlagen ihres Heilwissens ist oberflächlich, obwohl für das Buch zahlreiche und gute Quellen verwendet wurden.

Das Buch widerspiegelt Zeitgeist in Anlehnung auf ein gut zu vermarktendes Thema: Hildegard von Bingen. Das wird ihr aber nicht gerecht. Hildegard von Bingen war kein Zeitgeist. Sie ist zeitlos, mit ihren Visionen, ihrer Menschensicht und ihren Erkenntnissen der Naturheilkunde.

Ähnliche Beiträge

  • |

    Melisse – das belebende Kraut

    Melisse (Melissa officinalis) Zu Zeiten des Mittelalters wurde die Melisse durch die Benedektinermönche im mittleren, westlichen und östlichen Europa kultiviert. Ursprünglich stammt sie aus dem Mittelmeerraum. Hildegard von Bingen schätzte sie als Helferin gegen Müdigkeit und Traurigkeit, und schrieb darüber: „Die Melisse ist warm. Ein Mensch, der sie isst, lacht gern, weil ihre Wärme die…

  • |

    Hirschzunge – das kühlende Farn

    Hirschzungenfarn (Asplenium scolopendrium) Die Blätter des Farns ähneln der Form und Grösse der Zunge eines tatsächlichen Hirsches. In Zeiten abgepackten und vorportionierten Fleisches ist die Vorstellungskraft leider abhanden gekommen. Nicht mehr präsent ist zudem die Verwendung des Hirschzungenfarns zu Heilzwecken. Obwohl das Farn in vielen Gärten und Parks als Rabattenschmuck verwendet wird, steht er in…

  • Heilpflanzen der traditionellen Europäischen Medizin

    Wirkung und Anwendung nach häufigen Indikationen Vorstellung des neuerschienenen Buches von Dr. Angelika Prentner Wer hinter diesem Titel ein traditionelles Heilpflanzenbuch vermutet, liegt falsch. Es ist kein Bilder- oder Lesebuch für Heilkräuterinteressierte. Obwohl es durchaus lesenswert ist. Dafür sprechen die Aspekte, welche die Autorin thematisch bereits im ersten Kapitel behandelt. Es ist ein Plädoyer für…

  • Der grüne Weg zur Heilung

    Natur-Apotheke Judith Kochs neues Buch im Freya-Verlag Das mittlerweile dritte Buch von Judith Koch mit dem vielversprechender Titel „Der grüne Weg zur Heilung“ stellt die typischen Erkrankungen und Zipperlein der kalten Jahreszeiten Herbst und Winter in den Vordergrund. Auf mehr als 230 Seiten präsentiert sie ihren persönlichen Erfahrungsschatz zur Linderung jahreszeitlich bedingter Erkrankungen. Das Buch…

  • Das Circa Instans

    Die erste grosse Drogenkunde des Abendlandes Das wichtigste Kräuterbuch des Mittelalters in der Übersetzung aus dem Lateinischen von Konrad Goehl Einen wesentlichen Beitrag zum besseren Verständnis mittelalterlicher Heilkunst hat Konrad Goehl mit seiner Übersetzung eines der einflussreichsten Kräuterbuches seiner Zeit geleistet. Das Ergebnis seiner beachtenswerten Arbeit ist kein Bilderbuch, auch keine Gebrauchsanweisung für Kräutermischungen und…

  • |

    Alant – die Sonne für die Brust

    Echter Alant (Inula helenium) Grosser Heinrich, Odinskopfwurz, Edelherzwurzel sind weitere poetische Namen für die schöne Sonnenpflanze. Ihre hohe und aufrecht ragende Gestalt mit den sonnengelben Blütenköpfen ist ein echter Schmuck für Bauerngärten. Der Echte Alant (Inula helenium) gehört zur Familie der Korbblütler. Als Arzneipflanze wurde dem Echten Alant (Inula helenium) die offiziellen Anerkennung verwehrt. Die…