Der Inhaltsstoff des Benediktenkrautes ist offenbar in der Lage, Nervenverbindungen zu heilen und nicht nur als Bitterstoff für Magenliköre Karriere zu machen.

Rund 1,2 Mio. Euro hat sich das Bundesministerium für Bildung und Forschung eine Studie zur Erforschung eines Wirkstoffs aus dem Benediktenkraut (Cnicus Benedictus) kosten lassen. Das zeigt einmal wieder, dass wissenschaftliche Studien zu natürlichen Heilstoffen nicht zum Nulltarif zu haben sind. In diesem Fall hat sich die Förderung durch die öffentliche Hand ausgezahlt. Sie war von einem beachtenswerten Erfolg gekrönt.

Reparaturstoff für beschädigte Nerven

Bisher war das Cnicin der Blätter und Blüten von Benediktenkraut (Cnicus Benediktus) lediglich als Bitterdroge und Zusatzstoff für Magenliköre bekannt. Nun haben Wissenschaftler der Universität Köln herausgefunden, dass Cnicin das Wachstum von Axonen – den Verlängerungen von Nervenzellen – deutlich beschleunigt. Das ist insofern sensationell, weil die Heilung und Reparatur beschädigter Nerven ein langwieriger Prozess mit oftmals ungewissem Ausgang ist. Nun ist offensichtlich ein potenzielles Heilmittel gefunden worden, das in einer seit dem Altertum bekannten Pflanze enthalten ist.

Rennen gegen die Zeit

Axone sind die Verlängerungen von Nervenzellen, welche die Nervenimpulse weiterleiten und übertragen. Im Falle einer Verletzung oder Beschädigung versuchen die Nervenzellen neue Axone auszusprossen. Hierbei ist die Geschwindigkeit entscheidend. Die Nervenzellen müssen sich rechtzeitig mittels der Axone mit den Zielzellen (Nervenzellen, Muskeln, Haut) verbinden. Nach drei Monaten liefern die Schwann-Zellen keine wachstumsfördernden Botenstoffe für die Axone mehr. Bleibende Schäden und Funktionsbeeinträchtigungen sind die Folge. Cnicin beschleunigt das Axon-Wachstum und erhöht somit deutlich die Heilungschancen. Das vermitteln die Ergebnisse der Kölner Studie.

Die Dosis machts

Pharmakologisch interessant ist, dass Cnicin oral verabreicht werden kann. Es gelangt nach oraler Einnahme ohne first-pass-effect ins Blut. Das vereinfacht die Einnahme, sowie die Anwendung und erhöht die Praktikabilität. Die vorliegenden Ergebnisse beruhen bisher auf in-vitro- und in-vivo-Studien. Dem werden nun klinische Studien und hoffentlich der Entwicklung eines entsprechenden Arzneimittels folgen. Die im Magenschnaps oder in Kräutertees enthaltenen Konzentrationen reichen allerdings nicht aus für die Reparatur von Nerven. Entscheidend ist die richtige Dosierung. Darauf verweist das Forscherteam der Kölner Universität in der Veröffentlichung seiner Studienergebnisse..

Ein neuer Wirkstoff für schnelle Nervenheilung in der Benediktuswurzel?

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Quellen:

Gobrecht, P., Gebel, J., Leibinger, M., Zeitler, C., Chen, Z., Gründemann, D., Fischer, D., Cnicin promotes functional nerve regeneration. Phytomedicine. 2024 Jul;129:155641. doi: 10.1016/j.phymed.2024.155641. Epub 2024 Apr 14. PMID: 38718639.

https://idw-online.de/de/news832300, gelesen: 14.09.2024

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