Basischer Tee – Wie funktioniert das?

Tasse Kräutertee entspannend

Mindestens eine Sorte mit der Bezeichnung ‚Basen-Tee‘ findet sich in jedem Sortiment der Teeregale im Einzelhandel. Propagiert wird die Anwendung sogenannter basischer Kräutertees für Frühjahrskuren und Diäten. Gesundheitsbewusste fühlen sich bei der Auswahl unterschwellig verleitet, diesen Teesorten den Vorrang zu geben.

Diese Kräuter gehören im Mai in den Sammelkorb: Weisse Taubnessel, Weissdorn, Melisse und Waldmeister.

Wie sinnvoll ist das?

Nahrungsmittel, die wenig Proteine enthalten, wirken basenbildend. Dazu zählen Gemüse, Salate und Kräuter. Sind sie zudem noch reich an Mineralien wie Natrium, Kalium, Kalzium, Magnesium und Eisen haben sie einen entsäuernden Effekt. Beim Blick auf die Zutatenlisten der ausgelobten ‚Basen-Tees‘ fällt allerdings auf, dass es sich immer wieder um die üblichen ‚Verdächtigen‘ handelt:

Vier Kräuter gegen Schwitzen sind Salbei, Zitroneverbene, Minze und Malvenblätter.
  • Fenchel
  • Salbei
  • Thymian
  • Brennnessel
  • Pfefferminze
  • Kümmel
  • Brombeerblätter

Aufwertung mit Binsenweisheit

Für die einen mag es sich um Etikettenschwindel handeln. Andere mögen es für smartes Marketing halten. Entscheidend ist, was in den Tüten drin ist, weniger, was drauf steht!

Die Unterschiede in der Wirkung einzelner Kräuter auf den Säure-Basen-Haushalt dürften marginal sein. Verlässliche Untersuchungsergebnisse diesbezüglich gibt es nicht. Was auch den Differenzen in der Herkunft und im Erntezeitpunkt der Teekräuter geschuldet ist. Bevorzugt werden im Allgemeinen Tee-Kräuter mit harntreibender Wirkung. Das ist sinnvoll bei Frühjahrskuren, um die Funktion der Nieren anzukurbeln. Wichtig, ist die ausreichende Trinkmenge. Das Ausschwemmen der Giftstoffe erledigen tagtäglich unsere Nieren rund um die Uhr. Ein gesunder Mensch braucht keine zusätzlichen Entgiftungskuren.

Zucker ist kontraproduktiv

Nicht nur für die Kalorienbilanz ist Zucker im Tee überflüssig. Wer Kräutertee zur regulierenden Unterstützung seines Säure-Basen-Haushalts trinkt, sollte auf die Süsse verzichten. Zucker wirkt säurebildend.

Richtig sauer werden! 

Das ist mehr als nur eine Redewendung für Ärger, Stress und Überforderung. Tatsächlich kommt es unter Stress, körperlicher und seelischer Anstrengung und auch bei organischen Erkrankungen zu Störungen des Säure-Basen-Haushalts. Kurzfristig kann das unser Körper ausgleichen. Langfristig können sich Störungen im Zellstoffwechsel manifestieren oder das Entstehen chronischer Erkrankungen begünstigen.

Die Puffer im System

Der Säure-Basen-Haushalt unseres Körpers ist im Groben ein Puffersystem, das den pH-Wert des Blutes in einem relativ konstanten Bereich hält (pH 7,35 – 7,45). Die Regulierung des Säure-Basen-Haushalts funktioniert hauptsächlich über zwei Mechanismen unseres körpereigenen Stoffwechsels: die Atmung und die Nieren. Alle Zellen werden mit Sauerstoff versorgt und als Stoffwechselprodukt fällt Kohlendioxid an, welches als Kohlensäure im Blut vorliegt. Bei der Atmung über die Lunge wird das Kohlendioxid abgeatmet. Also löst sich die Säure wieder auf. Es wird auch als das Bicarbonatpuffersystem bezeichnet.

Bei der Verdauung von Nahrungsbestandteilen wie Eiweissen und Kohlenhydraten fallen Stoffwechselprodukte (bspw. Aminosäuren) an, welche im Blut gelöst, den pH-Wert ansteigen lassen. Unsere Nieren sorgen dafür, dass die überschüssigen Säuren eliminiert werden. Messbar ist das im Urin. Er wird sauer. Die Nieren sind aber auch in der Lage, bei einem zu hohen (basischen oder alkalischen) pH-Wert Säuren aufzunehmen und sie dem Blutkreislauf zukommen zu lassen. Man spricht auch vom Ammoniumpuffersystem.

In der Balance bleiben!

Das Gleichgewicht unseres Säure-Basen-Haushalt ist wichtig damit unsere Organe inklusive unseres Stoffwechsels störungsfrei arbeiten können. Mögliche Anzeichen für eine Übersäuerung können Verdauungsprobleme, Leistungsabfall, Müdigkeit und Abgeschlagenheit, immer wiederkehrende Entzündungen und Hautprobleme sein.

Stress, seelische und körperliche Überforderung scheinen den Säure-Basen-Haushalt eher aus dem Gleichgewicht zu bringen als die Ernährung. Daher plädieren wir für:

Ein heisser Tee hilft oft nicht nur gegen kalte Hände.
  • Melisse
  • Lavendel
  • Salbei

Ähnliche Beiträge

  • Gemmotherapie – Heilen mit Knospen

    Jetzt im tiefen Winter, wenn noch nichts wächst und grünt, schauen wir gespannt auf die Knospen an Bäumen und Sträuchern. Abhängig von der Sonneneinstrahlung und vom Regen verströmen einige von ihnen einen ganz besonderen Geruch. Er stammt vom schützenden Harz der jungen Triebe und Blattspitzen. Feinfühlige Nasen können den Fortschritt des nahen Frühlings riechen. Sie…

  • |

    Iris – die Schwertlilie

    Schwertlilie (Iris Germanica) Die kunstvolle Blütenform der Deutschen Iris hat die Phantasie von Künstlern, Königen und Gartengestaltern schon von jeher angeregt. Ihre elegante und prägnante Blüten-Silhouette zierte die Wappen der französischen Könige. Der gute Walahfried Strabo mochte sie nicht in seinem Garten missen: einerseits ihrer Schönheit wegen, andererseits wurden zu seiner Zeit die zerriebenen Wurzeln…

  • |

    Stiefmütterchen – farbenfroher Helfer für die Haut

    Stiefmütterchen (Viola tricolor) Allbekannt sind Stiefmütterchen als bunter Balkon-  und Gartenschmuck. In den Gesichtern der farbenfrohen Blüten entdecken die einen fröhliche oder griesgrämige Gesichter. Das liegt ganz im Auge des Betrachters. Im Gegensatz zur kultivierten Gartenvariante zählt das wilde Stiefmütterchen zu den anerkannten Arzneipflanzen. In der Pflanzenheilkunde kennt man es als Mittel mit universellen Eigenschaften gegen…

  • Aromen zum Wohlfühlen

    Was ist dran, dass der Duft von Zimt, Nelken, Anis und Kardamom uns in weihnachtliche Stimmung versetzen? Ist das Einbildung oder nur die Erinnungsmaschine, die uns in vergangene Zeiten zurückversetzt? Sind das Reflexe, die wir erworben haben in Erwartung einer gehobenen Stimmung, die schon immer ein Wunschbild für die festlichen Tage war? Wieso sind uns dann diese Gewürze gerade so wichtig in Erwartung des grossen Festes?

  • Weihrauch – das Odeur des Orients

    Weihrauch (Boswellia, Gummi olibanum) In jüngster Vergangenheit wurde Weihrauch des Öfteren als psychoaktive Droge kolportiert. Verantwortlich schien das im Weihrauchharz enthaltene Incensol zu sein. Ähnlich wie Cannabinoide besitzt Incensol die bereits bekannten Eigenschaften, Angstgefühle und Depressionen zu reduzieren. Allerdings bei einer durchschnittlichen Incensol-Konzentration von rund 3% im Weihrauchharz sinkt beim Verbrennen die Wirkstoff-Konzentration in der…

  • Grosser Wiesenknopf – Blume des Jahres 2021

    Grosser Wiesenknopf (Sanguisorba officinalis) Eine Heilpflanze ist der grosse Wiesenknopf nicht, obwohl er den lateinischen Beinamen Officinalis trägt. Seine Inhaltsstoffe sollen blutstillende und entzündungshemmende Wirkungen haben. Bekanntermassen wurde der grosse Wiesenknopf in der Vergangenheit und bereits in der Antike als Durchfallmittel und zur Verbesserung der Wundheilung eingesetzt. In der aktuellen Literatur zur Pflanzenheilkunde finden sowohl…