Aromen zum Wohlfühlen

Zimt, Anis, Kardamom und Nelken sind typische Weihnachtsgewürze und steigern das Wohlbefinden.

Was ist dran, dass der Duft von Zimt, Nelken, Anis und Kardamom uns in weihnachtliche Stimmung versetzt? Ist das Einbildung oder nur die Erinnungsmaschine, die unsere Gedanken und Gefühle in vergangene Zeiten entführt? Sind das Reflexe, die wir erworben haben in Erwartung einer gehobenen Stimmung, die schon immer ein Wunschbild für die festlichen Tage war? Wieso sind uns dann diese vier Gewürze gerade so wichtig in Erwartung des grossen Festes?

„Unersättlich ist nicht der Bauch, wie die Menge sagt, sondern die falsche Vorstellung vom unbegrenzten Anfüllen des Bauches.“

Epikur

Das grosse Futtern zum Fest

Tatsächlich ändern sich mit Einbruch der kalten Jahreszeit unsere Essgewohnheiten. Frische Sommersalate werden von kräftigeren Kohlsorten ersetzt. Bei dem kalten Wetter steigt auch der Energieverbrauch des Körpers. Er muss nun zusätzlich zu allen Funktionen auch noch Wärme erzeugen. Der höhere Energiebedarf wird normalerweise durch eine vermehrte Zufuhr an Kohlenhydraten und Fetten gedeckt. Die schönste Art diese Energielieferanten zu verstecken, ist die Weihnachtsbäckerei. Alle Zutaten werden von den Geschmacksknospen willkommen geheissen. Da küsst die Butter die Vanille, der Zucker den Zimt, Mandeln bandeln mit Nelken an, Mehl vereint sich mit Kardamom. So mancher freut sich über Spekulatius bereits im September.

Gute Verdauung macht gute Laune

Was all diese vier Gewürze eint: sie haben eine förderliche Wirkung auf die Verdauung. Das macht sie in erster Linie unverdächtig und lässt sie als wirkungsvolle Unterstützung bei der Völlerei zum Jahresende als unentbehrlich erscheinen.

Anisfrüchte enthalten das süßlich schmeckende Anethol. Das ist ein ätherisches Öl, das vor allem eine krampflösend wirkt. Dank dieser Eigenschaft eignen sich Anisfrüchte als Mittel bei erkältungsbedingtem Reizhusten. Die Effekte als Krampflöser stellen sich auch bei Verdauungsstörungen und bei Blähungen ein. „Wenn’s Baucherl brummt, ist’s Herz’l g’sund,“ sagt schon ein altes deutsches Sprichwort. Wer kennt nicht das Unwohlsein, wenn der volle Magen drückt?! Und die Entspannung, wenn das Drücken endlich aufhört?

Wenn der Magen singt

Kardamom ist das geläufige Lebkuchengewürz. Wahrscheinlich weil in Kreuzworträtseln häufig danach gefragt wird. Obwohl Lebkuchen wohl nur von Spezialisten und sehr versierten Hobby-BäckerInnen hergestellt werden. Sie sind die reinsten Gewürzkuchen, und die Herstellung ist sehr zeitaufwändig. Besser bekannt sind die grünen Früchte aus der Küche des nahen Orients. Zahlreiche Speisen und selbst der Reis werden mit Kardamom gewürzt. Geschätzt wird das Gewürz wegen seiner beruhigenden Wirkung des Magens. Ob das der Grund ist, weshalb ihm auch aphrodisierende Wirkung zugesprochen wird. Auf jeden Fall wirkt es stimmungsaufhellend, wenn der Magen nicht grummelt.

Gegen trübe Gedanken

Das Eugenol der getrockneten Blüten des tropischen Nelkenbaums wird auch in der Zahnmedizin eingesetzt. Kaut man länger auf einer Gewürznelke. spürt man die leicht betäubende Wirkung auf die Schleimhaut. Es wirkt zudem antimikrobiell. Auf irgendeinen Weg hat es seinen Weg ins sonntägliche Rotkraut gefunden. Tonangebendes Gewürz sind die kleinen schwarzen Nelken im Glühwein. Sollte eine beruhigende Wirkung eintreten, muss es nicht unbedingt am Alkoholgehalt des Heißgetränkes liegen. Gewürznelken wird nachgesagt, dass sie gegen trübe Gedanken helfen in grauen Tagen. Vorsichtige Stimmen sprechen von einem pflanzlichen Stimmungsaufheller.

Naschwerk gegen miese Laune

Zimt ist das Backgewürz schlechthin nach der Vanille. Was wäre ein Apfelstrudel ohne Zimt? Ein Franzbrötchen ohne Zimt würde auch keinen Hamburger glücklich machen. Tatsächlich scheiden sich am Zimt die Geister. Das enthaltene Cumarin ist in höheren Dosen schädlich. Wie immer – frei nach Paracelsus – die Dosis macht das Gift. Die wohlriechende Rinde des Zimtstrauches sollte mit Bedacht und in Maßen verwendet werden. Dann ist sie nicht nur ein wärmendes köstliches Gewürz, sondern auch ein anregender Stimmungsaufheller, der ausgleichend auf die Verdauungstätigkeit wirkt. Was als ein Verweis auf seine appetitfördernde Wirkung gelten könnte. Eine Prise gemahlenen Zimt in den Kaffee oder schwarzen Tee steigert auf jeden Fall das Hochgefühl beim Genuß.

Zum Wohlgefühl tragen alle vier Gewürze bei. Sei es aufgrund der verdauungsfördernden Wirkung oder der unerforschten Wirkung einiger pflanzlicher Substanzen. Sie können ganz bewusst genutzt werden, um das persönliche Wohlbefinden zu steigern – auch weit über Weihnachten hinaus.

Ähnliche Beiträge

  • Nicht alles heilt, was blüht!

    kleines Immergrün (Vinca minor) – beliebte Schmuckpflanze in Vorgärten Lavendelblaue Blüten auf glänzendem tiefgrünen bodendeckenden Blattwerk erfreuen in diesen Tagen unsere Blicke. Das kleine Immergrün ist ein recht verbreiteter und beliebter Schmuck in Vorgärten, Parks und zuweilen auch auf Friedhöfen. Bekannt ist die Pflanze auch unter dem Namen Hundsgift. Diese Bezeichnung sollte uns aufmerken lassen und…

  • | |

    Heil-Ziest – das gute Bienenfutter

    Heil-Ziest (Betonica officinalis) Bekannt ist der Heil-Ziest auch unter dem Namen echte Betonie. In ländlichen Gegenden wird es gerne als Amulettkraut bezeichnet. Man rechnet der kleinen Pflanze mit den süsslich duftenden Blütenständen Kräfte zum Abwehr von Hexenzauber zu. Unklare Quellen behaupten, es wirke aufbauend das Kraut zu rauchen. Die Äbtissin Hildegard von Bingen wurde da schon…

  • |

    Anis – das heilsame Gewürz

    Der sogenannte Wiesen-Anis (Pimpinella anisum) und der Stern-Anis (Illicium verum) sind nicht miteinander verwandt. Sie entstammen beide verschiedenen Pflanzenfamilien. Der Wiesen-Anis ist ein einheimisches Doldenblütengewächs mit gefiederten Blättern. Die ersten jungen Blätter am Stengel des Wiesenanis sind ungefiedert. Mit zunehmendem Wachstum bringt der Wiesen-Anis dann zunehmend die gefiederten Blättchen hervor. Die kleinen bräunlich-schwarzen Früchte an der…

  • |

    Pomeranze – die bittere Orange

    Pomeranze (Citrus x aurantium) Pomeranzen sind Verwandte der süssen Orangen aber nicht zum Verzehr geeignet und gedacht. Ihre Früchte enthalten jedoch die Aromen und Bitterstoffe der Citrusfrucht. Das macht sie für die die Herstellung von Lebensmitteln und Duftstoffen so wertvoll. Sie ist der Rohstoff für Orangenmarmelade und Orangeat. Als Heilpflanze hat die Pomeranze keine Bedeutung….

  • Silberdistel – der Eberwurz

    Silberdistel (Carlina acaulis) Von den Alpen bis in die Mittelgebirge ist die Silberdistel weit verbreitet. Naturfreunden ist sie auch als pflanzliche Wettervorhersage bekannt. Ihre Blütenblätter haben die Eigenschaft, sich bei auftretender Feuchtigkeit nach oben zu wölben und das Blüteninnere vor Regen zu schützen. Daher stammt wahrscheinlich auch ihr Zweitname die Wetterdistel. Obwohl nur Schafe und Ziegen…