Blume rettet Sonntagspredigt

Ist der Geruch zu stark, war die Predigt zu fad. Marienblatt im Gesangsbuch.

Ein Zweig vom Marienblatt bewahrte Kirchgänger am Sonntag vor dem Ärgsten. Die Blätter des recht harmlos aussehenden Marienblatts verströmen eine Duft, der als minzig und ebenfalls kampferartig beschrieben wird. Trickreiche Gottesdienstbesucher nutzten frischgepflückte Zweige des Marienblattes als Lesezeichen im Gesangsbuch. Ihr Duft wird in der Regel als angenehm erfrischend wahrgenommen. Kommt allerdings die Nase den Blättern zu nahe, dominiert die Kampfernote. Das revitalisiert spontan und kurzfristig die Lebensgeister, was den Riecher am Einschlafen hindert.

Ist der Geruch zu stark, war die Predigt zu fad.

Sprichwort

Der Trick ist nicht neu. Daher ist das Marienblatt (Tanacetum balsamita) landläufig auch unter der Bezeichnung Gebetsbuchpflanze bekannt. Wieviel Gottesdienstbesucher bisher langweilige Predigten mit einem Marienblatt-Zweig schlaflos überstanden haben, darüber schweigen die Statistiken.

Rundliche Blätter und lange Stengel sind ihr Markenzeichen. Das Blütenköpfchen ähnelt der Kamille. Ihre Blütezeit wird meistens mit Juli-August angegeben. Tatsächlich sind es nur wenige Tage innerhalb dieser beiden Monate abhängig vom Standort. Das Marienblatt (Tanacetum balsamita) entstammt der artenreichen Familie der Asteraceaen. Die Gattung Tanacetum, auch Wucherblumen genannt, umfasst mehr als 160 blühende Arten, die in den gemässigten Regionen, vor allem im Mittelmeerraum, in Nordamerika sowie in Südwest- und Ostasien, beheimatet sind. Da es sich um eine reine Gartenkultur handelt, finden sich nur selten einige ausgewilderte Exemplare ausserhalb von Gärten und Beeten.

Ähnliche Beiträge

  • Schlaffes Liebstöckel

    Grüne Wedel statt blauer Pille? Erstaunt reagierte der Berliner Heilpraktiker Hannes A., als ein Klient sein bereits gezahltes Honorar zurückforderte. Tage zuvor hatte er ihm unter anderem zu Liebstöckel (Levisticum Officinale) für die Stärkung seiner Libido geraten. Erektionen durch Wunschdenken Weil das Liebstöckel als Aphrodisiakum allerdings keine Wirkung zeigte, recherchierte der Klient und wurde fündig….

  • Menschen, die Koriander hassen.

    Die Welt feiert den „I Hate Coriander Day“ am 24. Februar Es sind die Zeichen unserer Zeit, dass wir offenbar nicht mehr in der Lage sind, unsere Gefühle differenziert zu äussern. So scheint das öffentliche Gefühlsleben nur noch zwischen emotionalen Superlativen wie Liebe oder Hass, Krieg oder Frieden zu schwingen. Abstufungen oder Zwischentöne scheinen mittlerweile…

  • Gefährliche Lindenblätter

    Nach der germanischen Mythologie ist die Linde ein Baum der Liebenden, der Fruchtbarkeit und Wohlstand schenkt. Wie wir alle bereits wissen, in ihrem Schatten geschehen allerdings nicht nur vergnügliche Dinge. Nehmen Sie sich vor herabfallenden Lindenblättern in acht! Besonders dann, falls Sie in Drachenblut baden. Das haben wir bereits im Literaturunterricht in der Oberstufe gelernt….

  • Noch ein Grund zum Feiern!

    Ein Ehrentag für eine Wiesenblume. Falls ihr am 5. April noch nichts vorhabt, könntet ihr ja den Tag des Löwenzahns begehen. Zu diesem Zeitpunkt haben die ersten gelben Farbklekse der Blüten des Löwenzahns die Wiesen bereits erobert. Ist es einmal soweit, dann hat der Winter ein schweres Spiel. Die Nächte können zwar noch sehr kalt…