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Odermennig – der Europäer

Der Odermennig kreuzt die Blütenrispen im Klostergarten.

Gewöhnlicher Odermennig (Agrimonia eupatoria L.)

„Bei wem Bewusstsein und Sinne geschwunden sind, …, dem soll man Odermennig in Wasser kochen und mit diesem warmen Wasser den Kopf waschen.“ Diese Verordnung entstammt der Physica Hildegard von Bingen. Der Abschnitt, in dem sie den Odermennig beschreibt, berührt. Er zeigt ihre Milde und das tiefes humanistische Anliegen Kranken zu Helfen und Leiden zu lindern. Im Gegensatz zu dem in folgenden Jahrhunderten praktizierten Traktieren von Geisteskranken, rät sie zum behutsamen Auflegen eines mit Odermennig getränkten Tuches auf die Herzgegend des Patienten, weil das gemäss ihrer Auffassung den Kreislauf des Behandelnden stabilisiert.

Der Odermennig ist eines der Universalheilmittel in der Pflanzenmedizin. Er lindert Durchfall, Wunden der Haut und Reizungen im Mund- und Rachenraum.

Eine bewährte Heilpflanze gegen Durchfall, Entzündungen im Mund und Rachen und bei Hautproblemen.

Altbewährte goldene Rispen

Leberklee, Milzblüh oder Klettenkraut sind weitere Bezeichnungen des Volksmundes für den Odermennig. Er ist ein Rosengewächs und der wirkliche Europäer unter den Heilpflanzen. Man findet ihn überall auf sonnigen Wiesen und an Waldrändern der Mittelgebirge. Das Wissen um die heilende Gabe seiner Inhaltsstoffe ist schon sehr alt und die Traditionen unterscheiden sich relativ wenig in den Anwendungsgebieten. Die Wirkstoffe sind in den Blättern enthalten. Sie werden nach dem Sammeln getrocknet und zerkleinert.

Universalheiler für aussen und innen

Heute ist der Odermennig etabliert und anerkannt als fast schon universales Heilmittel für die Indikationen: Durchfall, Entzündungen im Mund- und Rachenraum, oberflächliche Wunden der Haut.

Der Odermenning ist eines der klassischen Heilpflanzen in der Klostermedizin. So auch von Walahfried Strabo beschrieben.

Nachlesen lassen sich die Informationen aus der Monografie der EMA/HMPC unter diesem Link: Monografie Odermennig (Agrimonia herba)

Bei leichtem Durchfall ist Flüssigkeitszufuhr wichtig, um die erlittenen Verluste auszugleichen. Die Einnahme von einer Kräutertee-Zubereitung mit Odermennig kann zum Abklingen der Symptome beitragen. 1g bis 4g getrockneten Krautes reichen aus für die Zubereitung von 1/4 Liter Kräutertee. Dieser sollte 2-3 täglich warm getrunken werden.


Rezeptvorschlag für die Zubereitung eines Odermenning-Kräutertees

Die natürliche Kombination der Inhaltsstoffe bestimmt die Wirkung des Odermennings

  • 3-4 g getrocknetes Odermenningkraut
  • 1/4 Liter kochendes Wasser

Das Odermenningkraut mit kochendem Wasser übergiessen. Nach einer Ziehdauer von 7-12 Minuten ist der Tee gebrauchsfertig.


Bei Entzündungen des Mund- und Rachenraumes kann das Gurgeln von Odermennig-Tee Linderung bei den Beschwerden verschaffen. 3-4g des getrockneten Krautes werden dafür in 1/4 Liter Wasser abgekocht. Wird der Kräuteraufguss zwei bis dreimal täglich gegurgelt, sollte er Reizungen und Entzündungen lindern.

Für kleine, oberflächliche Wunden und Entzündungen der Haut eignen sich Umschläge mit Abkochungen vom Odermennig. Das Kraut kann auch als Badezusatz zur Behandlung verwendet werden. Mehr als 30 Minuten sollte die Badezeit nicht überschreiten.

Inhaltsstoffe:

ätherisches Öl, Catechingerbstoffe, Ellagitanine, Flavonoide, Gallotanine, Kieselsäure, Triterpene,

Wirkung:

antioxidativ, adstringierend, entzündungshemmend, antiseptisch

Gegenanzeigen:

Für Kinder und Jugendliche im Alter unter 12 Jahren ist die Verwendung von Odermenningkraut nicht geeignet.

Sollte bei Durchfall Blut im Stuhl sich finden, ersuchen Sie bitte ärtzlichen Rat.

Verschlimmern sich die Symptome während der Behandlung oder klingen nicht ab, wird die Konsultation eines Arztes erforderlich.

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