Chinesische Heilpflanze ohne Erfolg
Der grosse Hype um die Heilpflanze Einjähriger Beifuss (Artemisia annua) blieb aus. Dabei galt sie als eine der Favoriten unter den möglichen Kandidaten aus der Reihe der Heilpflanzen und -kräuter, bei denen man eine Wirkung gegen Covid-Viren erhoffte. Ohne die erwarteten Ergebnisse blieb die Forschung stecken und auf der Strecke. Stattdessen werden reihenweise Studien zu den psychischen und gesellschaftlichen Folgen der Pandemie veröffentlicht. Seit der rasanten Entwicklung wirksamer Impfstoffe scheint das Interesse an Alternativen aus der Pflanzenwelt verebbt, zumindest bei der pharmakologischen Forschung.
Der Einjährige Beifuss (Artemisia annua) ist eine Heilpflanze in der TCM (Traditionellen Chinesischen Medizin). Genutzt werden die Blüten und Blätter als fiebersenkendes Mittel und bei Malariainfektionen. Bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie hielt sich das Interesse an ihm in Grenzen. Die einjährigen hochwachsenden Büsche kommen selten in freier Wildbahn vor. Meist sind es interessierte Gärtnerinnen und Gärtner, die sich am Geäst mit seinen winzigen gelben Blüten und dem intensiven Aroma erfreuen, und ihm deshalb einen Platz in ihren Gärten zugedenken.
Im schwäbischen Städtchen Winnenden versuchte ein Apotheker den Kampf David gegen Goliath, als er den Einjährigen Beifuss (Artemisia annua) auf dem ‚kurzen Dienstweg‘ an den Behörden vorbei als pflanzliches Heilmittel zu etablieren versuchte. Der deutsche Amtsschimmel verstand keinen Spass und kämpfte mit allen Waffen gegen den Einjährigen Beifuss (Artemisia annua) und den schwäbischen Apotheker. Raten Sie mal, wer gewonnen hat?

Beliebt im Garten. Als Heilpflanze beargwöhnt.
Bevor der Einjährige Beifuss (Artemisia annua) völlig aus unserem kollektiven Gedächtnis verschwindet, haben rumänische Forscherinnen die bekannten Fakten zum Potenzial der Pflanze zusammengetragen. Präklinische und klinische Daten deuten auf antioxidative, entzündungshemmende, krebshemmende, antidiabetische, malariahemmende, neuroprotektive und leberschützende Eigenschaften von Extrakten der Artemisia annua hin. Ihr hoher Phenolgehalt wird mit den bekannten antioxidativen, entzündungshemmenden und krebshemmenden Wirkungen in Verbindung gebracht. Prinzipiell stellen phenolische Verbindungen aus Artemisia annua aufgrund der vermuteten Wirkmechanismen vielversprechende Kandidaten für die Erforschung neuer Wirkstoffe und die Entwicklung neuer Therapiestrategien dar. Sie betonen, dass weitere Untersuchungen ihres pharmakologischen Potenzials zur Identifizierung neuer bioaktiver Moleküle führen könnten, welche für die Prävention und Behandlung chronischer Erkrankungen, die mit oxidativem Stress, Entzündungen und malignen Zellentartungen einhergehen, von Bedeutung seien. Auch sie verbleiben mit ihrem Fazit im Konjunktiv und verkünden damit nichts Neues.
Auf der Seite der EMA/HMPC ist es still. Nur der Wermut taucht unter der Suchabfrage ‚Artemisia‘ auf. Die WHO verharrt auf dem Stand von 2019 und rät nicht zum vorbeugenden Gebrauch von Artemisia annua gegen Malaria, wegen Schwankungen im Gehalt der pflanzlichen Inhaltsstoffe, insbesondere des Artemisinins.
Quellen:
Țicolea, M., Pop, R. M., Pârvu, M., Usatiuc, L.-O., Uifălean, A., Pop, D. D., Fischer-Fodor, E., Ranga, F., Rusu, C. C., Cătoi, A. F., Palma-Garcia, F., Gherman, L.-M., & Pârvu, A. E. (2025). Flowers and Leaves of Artemisia absinthium and Artemisia annua Phytochemical Characterization, Anti-Inflammatory, Antioxidant, and Anti-Proliferative Activities Evaluation. Plants, 14(7), 1029. https://doi.org/10.3390/plants14071029
https://www.mpg.de/forschung/corona; gelesen 13.09.2025
https://www.naturadb.de/pflanzen/artemisia-annua/; 11.09.2025
https://www.anamed-edition.com/de/neuigkeiten-anzeigen/steht-eine-neue-razzia-bevor-rundbrief-8-2024.html; gelesen 12.09.2025
https://www.who.int/news/item/10-10-2019-the-use-of-non-pharmaceutical-forms-of-artemisia; gelesen 13.09.2025