Lasst es den Vögeln!

Sanddornsträucher mit Schnee am Timmendorfer Strand.

Sanddornsterben weiterhin rätselhaft

Sanddorn, „die Zitrone des Nordens‘ schien lange Zeit eine wildwachsende nie zu versiegende Quelle herber orangefarbener Früchte mit hohem Vitamin-C-Gehalt zu sein. Die reifen Beeren leuchteten im kahlen Geäst von Herbst bis zum Ende des Winters, bis sie eifrige Sammler abgelesen oder Vögel sie als Winternahrung vernascht hatten. Das Bild hat sich drastisch geändert. Das winterliche Leuchten des Sanddorns verblasst allmählich. Rätselhafterweise sind die Bestände des Sanddorns an der Küste Mecklenburg-Vorpommerns bedroht. Zunächst betraf es die Plantagen der Obstbauern, die sich professionell der Zucht und Ernte von Sanddorn verschrieben hatten. Zunehmend betrifft das Phänomen auch die Wildbestände. Deutlich ist das an den Küstenstreifen der mecklenburgischen Ostsee zu beobachten. Landwirte und Biologen stehen gleichermassen vor einem Rätsel.

Sträucher ohne Früchte

Seit dem Jahre 2015 wird über das Sanddornsterben berichtet. Da es vorwiegend die Pflanzungen der Obstbauern betraf, ging man von Erkrankungen oder Schwierigkeiten mit Bewässerung aus. Mittlerweile betrifft das grossflächige Absterben von Sanddornbüschen auch die Wildbestände. An vielen Stellen bietet sich ein merkwürdiges Bild. Wo im vergangenen Jahr noch die Äste voll mit den gelben Beeren waren, ragen diese nun karg und trocken in den Winterhimmel. Was sich für uns als eine rein optische Enttäuschung darstellt, ist für die Vögel eine Nahrungslücke. Das Nahrungsangebot für wildlebende Vögel ist während der kalten Jahreszeit limitiert. Hinzu kommen Fröste, Eis und Schnee, die den Zugang zu Futterquellen erschweren. Sie sind angewiesen auf die Wildfrüchte an Sträuchern und Bäumen. Trockenheit und Klimawandel haben nicht zur Erweiterung des Futterangebotes für Wildvögel beigetragen. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, die Sanddornbeeren nicht zu ernten, sondern sie den Vögeln als Futter zu lassen! Ein Verzicht auf leckeren Gelee fürs Frühstücksbrötchen, sichert das Überleben wildlebender Vögel im Winter.

Ursachen weiter unklar

Über die Ursachen des Sanddornsterbens lässt sich aktuell nur spekulieren. Die Forscher am Institut für Pflanzenschutz im Obst- und Weinbau des Julius Kühn-Instituts und der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei Mecklenburg-Vorpommern haben einige fragliche Ursachen identifiziert. In Frage kommen sogenannte bodenbürtige und insbesondere holzzerstörende Pilze.

Sorgen beim Küstenschutz

Das massenhafte Absterben der wilden Sanddornbestände bereitet dem Küstenschutz Sorgen. Das ausgedehnte Wurzelwerk der Sanddornbüsche festigt Dünen und Uferzonen auf natürliche Art und Weise. Was für den Betrachter zum Landschaftsbild gehört, hat für den Küstenschützer eine essentielle Funktion. Die Sträucher schützen vor Erosion. Mittlerweile sollen rund die Hälfte aller Bestände von der merkwürdigen Erkrankung betroffen sein.


Quellen:

https://www.fnr.de/presse/forschung-live/projektnews/laesst-sich-das-sanddornsterben-aufhalten ; 19.12.2023

https://www.ndr.de/nachrichten/mecklenburg-vorpommern/Sanddornsterben-Forscher-aus-MV-auf-Tagung-in-Griechenland,sanddorn252.html ; 19.12.2023

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