Macer Floridus gilt als das Standardwerk der mittelalterlichen Klostermedizin

Kräuterbuch der Klostermedizin – der ‚Macer Floridus‘

Die kommentierte Übersetzung des Originaltextes des ‚Macer Floridus‘ aus der Feder von Johannes G. Mayer und Konrad Goehl

Das mittlerweile als Standardwerk der mittelalterlichen Klosterheilkunde bekannte >Macer Floridus<, ist ein Buch entstanden wahrscheinlich um 1120. Seine Texte geben in der Versform des Hexameters unter anderem Auskunft darüber, welche Heilkräuter bei allen erdenklichen Leiden und Erkrankungen damals zur Anwendung kamen. Heute gilt der >Macer Floridus< als das Kräuterbuch der Klostermedizin. Die beiden namhaften Forscher auf dem Gebiet der Klostermedizin Johannes G. Mayer und Konrad Goehl haben die Originaltexte des >Macer Florides< übersetzt und mit weiteren Quellen aus diesem spannenden Zeitabschnitt verglichen. Dieses Buch mit seinen erhellenden Kommentierungen und Erläuterungen wirkt wie eine Lupe. Es erlaubt eine detaillierte Sicht auf einzelne Indikationen und gibt zugleich lehrreiche Ein- und Überblicke in die Pflanzenheilkunde des Spätmittelalters.

77 Pflanzen sind im >Macer Floridus< beschrieben. Das Herbarium des Vitus Auslasser aus dem Jahre 1479 lieferte für das vorliegende Buch bemerkenswerte Bilder. Es handelt sich dabei um eine klösterliche Handschrift mit dem Transkript des Textes. Mayer und Goehl haben auch das sehr lesenswert aufbereitet und die Zusammenhänge leicht verständlich erklärt.

Der Übersetzungstext fördert erstaunliche Unterschiede zu heutigen Anwendungen und Auffassungen zu den einzelnen Kräutern zutage. Manches lädt zum Schmunzeln ein, anderes lässt Schauriges erahnen, wenn man die möglichen Folgen beschriebener Anwendungen bedenkt. Vor Anwendung und Nachahmung der Texte und Rezepturen kann nur gewarnt werden!

Aus heutiger Sicht ist das >Macer Floridus< ein Werk voller Widersprüchlichkeiten. Es mutet beispielsweise seltsam an, wenn giftige Pflanzen und Pflanzenbestandteile zur Linderung von Leiden vorgeschlagen werden. Wahrscheinlich wurde auf diesem Wege dann zwar das Leiden vermindert, aber möglicherweise auch unwillentlich verkürzt. Ganz verwunderlich wäre es nicht. Entsprechend christlicher Glaubensgrundsätze ist ja bekanntlich mit dem Tod die Auflösung der irdischer Leiden verbunden. Wie auch immer: am Ende wartet ja das Himmelreich. Ganz ähnlich formulierte es schon Hildegard von Bingen in ihrer ‚Causea et curae‘: „Und so wird jener geheilt, oder Gott erlaubt es nicht.“ Derartige Formulierungen enthält das >Macer Floridus< nicht, obwohl es als das Standardwerk der Klosterheilkunde im Mittelalter gilt. Der Autor, ein gewisser Odo Magdunensis, sei weltlichen Standes gewesen.

Ähnliche Beiträge

  • Die Kräuter in meinem Garten

    Vorstellung des Kräuterbuches von Siegrid Hirsch & Felix Grünberger Wer dieses Buch zum Start der Gartensaison in den Händen hält kann sich glücklich schätzen. Für den passionierten Gärtner oder auch den ambitionierten Pflanzenfreund finden sich zu 500 Heilkräutern und -pflanzen wertvolle Tipps, zum Anbau und zur Verwendung. Es versteht sich nicht als Gartenratgeber. Vielmehr haben…

  • Treiner Rosa – Hausmittel einer Kräuterfrau

    Vorstellung des Buches von Zita Marsoner Staffler und Moritz Schwienbacher (Hrsg.) In der Zunft der österreichischen Apotheker gibt es eine erstaunlich hohe Zahl von Experten, die ihr Wissen um Heilkräuter und -pflanzen in Büchern teilen. Das ist erfreulich, denn es schenkt uns eine Menge hochqualitativer und fundierte Einblicke in das Universum heilender Pflanzen und alter…

  • Der grüne Weg zur Heilung

    Natur-Apotheke Judith Kochs neues Buch im Freya-Verlag Das mittlerweile dritte Buch von Judith Koch mit dem vielversprechender Titel „Der grüne Weg zur Heilung“ stellt die typischen Erkrankungen und Zipperlein der kalten Jahreszeiten Herbst und Winter in den Vordergrund. Auf mehr als 230 Seiten präsentiert sie ihren persönlichen Erfahrungsschatz zur Linderung jahreszeitlich bedingter Erkrankungen. Das Buch…

  • Unsere Grüne Kraft

    Das Heilwissen der Familie Storl Vorstellung des Buches über natürliche Heilmittel von Christine Storl Christine Storl lässt uns teilhaben am generationenvererbten Heilwissen ihrer Familie und dem, was sie gemeinsam mit ihrem Mann Wolf-Dieter Storl sich im Laufe des Lebens erarbeitet haben. Ganz bescheiden beschränkt sich die Autorin auf 22 natürliche Heilmittel, welche selbstverständlich zum Grossteil…

  • Heil- und Würz-Kräuter

    Naturgemäßer Anbau und Verwendung Vorstellung des von der Fuldaer Benediktinerinnenabtei zur Hl. Maria in Fulda herausgegebenen Büchleins mit Anleitungen zum biologischen Anbau von Kräutern Wer die Benediktinnerinnenabtei mitten in der Fuldaer Altstadt kennt, dem ist auch bekannt, dass hinter den hohen Mauern zur Strasse ein kleines Paradies gedeiht. Seit ungefähr einem Dreiviertel Jahrhundert betreiben die…

  • Das große Buch der Hildegard von Bingen

    Bewährtes Heilwissen für Gesundheit und Wohlbefinden Vorstellung des im Naumann & Göbel Verlag erschienen Buches Das Buch mit dem vielversprechenden Titel ist fürs Regal. Es ist eines der Bücher, die verschenkt werden, auf Basaren landen oder einfach das heimische Bücherregal füllen. Das ist wirklich schade! Der feste Einband ist praktisch. Die gesamte grafische Aufarbeitung ist…