Das Heilkraut Erdrauch ist über weite Teile Europas verbreitet und als Magenmittel bekannt.
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Erdrauch – das Geheimnis der Wiese

Gewöhnlicher Erdrauch (Fumaria officinalis)

Beim flüchtigen Betrachten einer Wiese denkt man bei der Farbe der Blüten an die Stängelumfassenden Taubnesseln. Erst auf den zweiten Blick wird klar, dass sie der Erdrauch gekonnt in der Wiese versteckt. Dabei hat dieses kleine Wildkraut keine Grund zum Verstecken. Seit dem Altertum ist seine bewährte Wirkung bei Problemen in den oberen Abschnitten der Verdauungsorgane bekannt.

Bevor die Galle überläuft

Der Geschmack des nahezu geruchlosen Erdrauchkrauts wird als herb, bitter und leicht salzig beschrieben. Allerdings sind diesmal nicht vordergründig die Bitterstoffe im Spiel, wenn es um die ausgleichende Wirkung für Leber und Galle geht. Beschrieben wird die brennende Wirkung des Saftes, wenn man ihn in die Augen reibt, oder auch des Rauchs beim Verbrennen. So unscheinbar dieses Heilkraut ist, umso kraftvoller ist es in seiner Wirkung. Das Erdrauchkraut ist ein traditionelles pflanzliches Arzneimittel, das zur Steigerung des Gallenflusses eingesetzt werden kann. Zudem wurde ihm die Fähigkeit zur Linderung bei Verdauungsbeschwerden (Völlegefühl, Blähungen) und bei langsamer, träger Verdauung zuerkannt.

Erdrauch im Alten Land Niedersachsen.

Die vollständigen Informationen des EMA/HMPC sind unter diesem Link abrufbar: Monografie Erdrauch (Fumaria officinalis herba)

Frisch gepresst oder getrocknet

Blüht der Erdrauch nicht, könnte sein Kraut glatt übersehen werden. Deshalb Augen auf von Mai bis Oktober. Das ist des Erdrauchs Blütezeit. Er wächst auf stickstoffreichen Wiesen und an Ackerrändern, wo Artenvielfalt herrscht. Seine Blätter haben eine tiefgefiederte Gestalt.

Als heilsame Droge wird in der Regel das Kraut des Erdrauches verwendet. Im Gegensatz zum gleichermassen verwendbaren frischgepressten Pflanzensaft, steht das Kraut jahreszeitunabhängig frisch oder getrocknet zur Verfügung. Das Erdrauchkraut wird am Einfachsten als Kräutertee zubereitet.

Völlig unscheinbar versteckt sich der Erdrauch in der Wiese.

Keine Einnahme von Erdrauchkraut (Fumaria officinalis herba) bei Erkrankungen der Galle oder der Leber!

Rezeptvorschlag für die Zubereitung eines Erdrauch-Kräutertees

Entlastung für die Galle mit Erdrauchkrauttee

  • 2 g getrocknetes Erdrauchkraut
  • 1/4 Liter kochendes Wasser

Das Erdrauchkraut wird mit kochendem Wasser übergossen. Nach einer Ziehzeit von 5-10 Minuten wird das Kraut entfernt (Verwendung Teesieb oder Filterbeutel). Die Einnahme des warmen Tees sollte 1-2 mal täglich vor den Mahlzeiten erfolgen.


Inhaltsstoffe:

Protoberine, Protopin, Fumaricin, Chlorogensäure, Fumarsäure, Kaffesäure, Quercitinglykoside

Wirkung:

spasmalotisch, antibakteriell, amphocholeretisch (gallensaftbildend und austreibend)

Gegenanzeigen:

Zur Behandlung von Kindern und Heranwachsenden im Alter von unter 18 Jahren ist Erdrauchkraut nicht geeignet.

Nicht geeignet ist die Verwendung von Erdrauchkraut bei Verstopfungen der Gallengänge, Cholangitis, Gallensteinen und anderen Gallenerkrankungen sowie Hepatitis.

Sollten die Beschwerden innerhalb von zwei Wochen bei Anwendung von Erdrauchkraut nicht abklingen oder sich weiter verschlimmern, ist die Konsultation eines Arztes unbedingt erforderlich.

Wenn die kleinen rötlichen Blüten des Erdrauchs über der Wiese schweben, sieht es aus, als ob die Erde raucht.

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