Wahrscheinlich haben die schräg abstehenden Kolben die Fantasie der Menschen berührt.
|

Calmus – der aus dem Sumpf kommt

Kalmus (Acorus calamus)

Die Blüte zur Zierde und die Wurzeln zur Heilung, so liesse sich der Kalmus beschreiben, wenn die Zulassungsbehörden nicht wegen einiger Unstimmigkeiten ihm die Anerkennung als Heilpflanze verwehrt hätten. Hauptschuldiger ist das β-Asaron, ein isomeres Phenylpropanoid, das in fast allen Kalmussorten nachweisbar ist. β-Asaron wird aufgrund einer vermuteten karzogenen Wirkung als gesundheitsschädlich eingestuft. Dennoch muss keiner auf die Kalmuswurzel als Zutat für Teezubereitungen und Liköre verzichten. Überprüfte und somit sichere Ware kann über Apotheken bezogen werden.

Der griechische Arzt Dioskurides kannte die Kalmuswurzel bereits und wusste ihre Wirkung zu schätzen. Die kräuterkundige Heilige Hildegard von Bingen wusste von ihm nichts. Der Calmus kam erst rund 500 Jahre nach ihrer Zeit aus Asien nach Europa.

Sein lateinischer Name laut ausgesprochen, klingt wie eine Zauberformel. Abgeleitet wurde er aus dem Griechischen und bedeutet soviel wie Halm. Vielleicht waren es die Halme, die das Interesse der Menschen weckten. Lange Zeit wurde er als Aphrodisiakum gehandelt. Bahnbrechende Ergebnisse von Selbstexperimenten wurden nicht berichtet. Möglicherweise haben die kleinen Kölbchen, die sich seitwärts aus dem Stängel schieben, die Fantasie der Menschen angeregt. Sie sind das unverwechselbare Erkennungsmerkmal der Sumpfpflanze.

In der Wurzel bilden sich ätherische Öle, die für die Herstellung von Magenlikören benutzt werden. Auch die kosmetische Industrie schätzt die aromatisch duftenden Wurzeln. Der Kalmuswurzel wird eine magensekretfördernde Wirkung nachgesagt. Tritt diese Wirkung ein, steigert das den Appetit. Je nach Herkunft des Calmus‘, streitet man über den Gehalt der Inhaltsstoffe in der Wurzel. Aufgrund dieser Unsicherheiten ist Kalmuswurzel zur Anwendung bei Kindern auf jeden Fall nicht geeignet!

Der Kalmus (Acorus calamus) ist weder durch die Kommision E des BfArM noch der EMA/HMPC als Heilpflanze anerkannt.

Inhaltsstoffe:

ätherische Öle, Acorin, Cholin, Gerbstoffe, Schleim, Stärke

Wirkung:

magensekretfördernd, harntreibend, fungizid

Blühender Calmus im Wissenschaftsgarten der Goehte-Universität Frankfurt.

Ähnliche Beiträge

  • |

    Zistrose – die Anmutige von Kreta

    Zistrose (Cistus)  Rund 24 Arten umfasst die Gattung Cistus (Zistrosen). Sie sind allesamt im Mittelmeerraum beheimatet. „Die Zistrose, welche einige Kistharon oder Kissaron nennen, ist ein in steinigen Gegenden wachsender zweig- und blattreicher Strauch, nicht hoch, mit rundlichen, herben, rauen Blättern.“[1] Bewundernswert sind ihre den Rosen ähnliche Blüten. Die Farben variieren je nach Art von Rottönen…

  • Boretsch – das siebte Kraut

    Boretsch (Borago officinalis) Was wäre die weltbekannte Frankfurter grüne Sosse ohne die sieben Kräuter: Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfer und Boretsch? Dies ist beileibe nicht eine als Küchenrezept verbriefte Tradition. Die würzige Kräutermischung ist ein gesunder Wohlgeschmack mit Lokalcolorit. Das Boretschkraut gibt mit seinem typischen Gurkenaroma der kalten Sosse einen angenehm frischen Geschmack. Gurkenkraut und…

  • |

    Erdrauch – das Geheimnis der Wiese

    Gewöhnlicher Erdrauch (Fumaria officinalis) Beim flüchtigen Betrachten einer Wiese denkt man bei der Farbe der Blüten an die Stängelumfassenden Taubnesseln. Erst auf den zweiten Blick wird klar, dass sie der Erdrauch gekonnt in der Wiese versteckt. Dabei hat dieses kleine Wildkraut keine Grund zum Verstecken. Seit dem Altertum ist seine bewährte Wirkung bei Problemen in…

  • |

    Oregano – La Mama kann nicht ohne

    Gewöhnlicher Echt-Dost (Origanum vulgare) Unvorstellbar, wie es in der italienischen Küche ohne Oregano zugehen würde. Tomatensaucen ohne Oregano funktionieren einfach nicht. Frisch oder getrocknet sind die Blättchen der kleinen grünen Oreganosträucher das Universalgewürz aller wirklichen Mamas. Fehlt Oregano im Regal, ist bella Italia dem Untergang geweiht. Die Pflänzchen lassen sich im Garten in einer sonnigen…

  • Nicht alles heilt, was blüht!

    kleines Immergrün (Vinca minor) – beliebte Schmuckpflanze in Vorgärten Lavendelblaue Blüten auf glänzendem tiefgrünen bodendeckenden Blattwerk erfreuen in diesen Tagen unsere Blicke. Das kleine Immergrün ist ein recht verbreiteter und beliebter Schmuck in Vorgärten, Parks und zuweilen auch auf Friedhöfen. Bekannt ist die Pflanze auch unter dem Namen Hundsgift. Diese Bezeichnung sollte uns aufmerken lassen und…

  • Geschenke des Orients

    Die orientalischen Klassiker Kräuter und Gewürze sind wahre Schätze! Vieles, was heute ganz selbstverständlich in den Verkaufsregalen liegt, war lange Zeit für die Normalsterblichen unerschwingliche Luxusgüter. Um den Handel mit ihnen zu kontrollieren, wurden sogar Kriege geführt. Kaufmannsfamilien erwarben mit ihnen Reichtum und Macht. Ältere Menschen kennen noch den Begriff „Kolonialwarenladen“. Das Exotische und Exklusive…