Botanischer Garten der Universität Potsdam
Bei ihrem weltberühmten „Spaziergang in Sanssouci“ hätten Romy Schneider und Michel Piccoli nur auf der Grossen Allee hinter der Orangerie rechts abbiegen müssen. Unterhalb des berühmten Orangerieschlosses wären sie auf die Aussenanlagen des Botanischen Gartens der Potsdamer Universität gestossen. Sie hätten die alten Gewächshäuser besuchen und den verträumten Paradiesgarten bewundern können. Das hätte allerdings kaum zum traurigen Inhalt des Films gepasst. Die zum Teil historischen Anlagen der alten Hofgärtnerei vom Schlosspark beherbergen seit rund 75 Jahren den Botanischen Universitätsgarten. Von jeher waren sie ein Hort zum Sammeln und für die Aufzucht rarer Pflanzen. Einst dienten sie zur Befriedigung der Repräsentationsbedürfnisse des preussischen Hofes. Pflanzen aus entfernten Ländern und fremden Kontinenten bezeugten weite Reisen, Kultiviertheit und eine gewisse Weltoffenheit. Später, als die Anlagen öffentlich zugänglich wurden, boten sie Stoff zum Träumen von Ländern, die hinter hohen Zäunen und Mauern verborgen waren.


Die tropischen Landschaften in den Gewächshäusern haben das gesamte Jahr Konjunktur. Während der kalten Jahreszeiten sind sie warme, grüne und blühende Inseln im winterlich kalten und kahlen Park. Spätestens mit Rückkehr des Frühlings beginnt der Garten wieder zu atmen und um Sonnenstrahlen zu buhlen. Der Paradiesgarten bemüht sich um italienisches Flair während die Rabatten auf die helfenden Hände der Gärtnerinnen und Gärtner vertrauen. Die Bäume im Arboteum schlagen aus und zeigen, wer sie sind, bevor die Konkurrenz fremder Klimazonen die Gewächshäuser verlässt.



Auf dieser Welt ist alles Auferstehung; die Raupen leben als Schmetterlinge wieder auf, ein Kern, den man in die Erde legt, als Baum.
Voltaire



Von den Parkbesuchern sind es nur wenige, die sich auf den Weg zum Paradiesgarten, den Gewächshäusern oder zum Biologischen Garten machen. Wer bereits die grossen Attraktionen des Parks von Sanssouci ignoriert oder bereits abgearbeitet hat, den erwartet auf dem Areal des Botanischen Gartens juvenile Lebendigkeit. Studierende und Mitarbeiter wuseln umher, beantworten hilfsbereit aufkommenden Fragen. Kein langweiliger Schilderwald vermittelt Langeweile akademischer Lehrstuben. Die Suche nach bestimmten Pflanzen kann sich schon nach zu einem ausgedehnten Spaziergang auswachsen. Der Pflanzenschatz verteilt sich immerhin auf rund fünf Hektar Fläche. Entweder steht es im Biologischen Garten hinter den Gewächshäusern oder oben im Paradiesgarten. Die traditionellen Heil- und Arzneipflanzen haben ihren Platz im Biologischen Garten. Suchen lohnt auch im Alpinum. Das befindet sich im Paradiesgarten wie auch die beeindruckende Blumenzwiebelwiese. Bei aller Vitalität ist der Botanische Garten Potsdam vor allem eins geblieben: ein Ort zum Träumen.


Ein wenig verloren lugt Friedrich II. zwischen den grünen Buchenzweigen hervor. Zudem schaut er in die falsche Richtung, falls er seinen Companion Voltaire sucht. Sein Gesichtsausdruck ist auch wenig begeistert. Ein wenig verloren stehen sie da. Der eine im Mittelpunkt touristischer Betriebsamkeit, während der andere im Garten einer Römischen Villa auf Beobachtungsposten in weissem Marmor strahlt. Vielleicht ist alles auch ein bisschen viel für sie bei all der Schönheit vereint in einem Park.

Anfahrt und Internet-Adresse:
https://www.uni-potsdam.de/de/botanischer-garten/
