Holunderstrauch und alte Weide. Ein magischer Ort, der viel Raum für Phantasie und alte Sagen lässt.

Erste Köstlichkeiten vom Holunderstrauch

Als gütige alte Dame, die ihre Betten ausschüttelt und uns im Winter den Schnee in dicken Flocken herunter auf die Erde schickt, ist uns Frau Holle aus den Märchen bekannt. Nur wenige bringen ihren Namen mit dem Hollerstrauch oder eben dem Holunder in Verbindung. Hätten Sie es gewusst? Eigentlich soll es sich bei der freundlichen Alten um eine germanische Gottheit handeln. Die Sträucher sollen der Sage nach den Zugang zu ihrem Reich bilden. Erfreulicherweise befindet sich alles Begehrenswerte beim Holunderstrauch sozusagen an der Oberfläche.

Geschenke am Strauch

Es sind wertvolle Geschenke am Holunderstrauch. Am Ende des Frühjahrs sind es die zart aromatischen Blüten, die abgeschnitten und getrocknet ein hervorragendes Erkältungsmittel darstellen. Wer bis zum Herbst wartet, kann dann die schwarzen Fruchtperlen ernten. Sie lassen sich relativ einfach zu intensiv aromatischen Gelees und Säften verarbeiten.

Wohlsein, dem der sich streckt

Rein optisch bilden die weissen Blütendolden des Hollerbusches einen fast festlichen Schmuck der sonnendurchfluteten Landschaft im späten Frühjahr. Wenn ihr aromatischer Duft die Nase kitzelt, haben sie genügend Sonne abbekommen. Durch zügiges Trocknen der Blüten können fleissige Sammlerinnen und Sammler bereits vor Jahresmitte ihren Vorrat an Erkältungsmitteln wieder aufstocken. Der Clou dabei ist: neben seiner guten Verträglichkeit ist es wirksam und äusserst wohlschmeckend. Das sollten ausreichend schlagende Argumente für einen kleinen Ausflug zum Sammeln der schneeweissen Blütendolden sein!

Ohne Zögern und Zaudern

Meist ist die Schönwetterphase nur kurz. Sind die Blüten erst verregnet, verströmen auch sie das eigentümlich säuerliche Aroma der Holundersträucher. Warten auf besseres Wetter ist meist keine Option. Erstrahlen die zarten kleinen weissen Blütensterne in ihrer Pracht, dann heisst es ran an die Schere! Die braucht es schon, wenn vernünftig gepflückt werden soll. Wer die dicken Stengel mitsammelt, bekommt mit Sicherheit später Schwierigkeiten beim Trocknen. Recht zügig und luftig sollte das Sammelgut anschliessend der Trocknung zugeführt werden. Ein Backofen kann da durchaus hilfreich sein. Womit wir wieder bei Frau Holle wären!

Namen hat er viele

Manche nutzen die Blüten als rein kulinarisches Vergnügen. Sie backen sie in Teig aus oder stellen Säfte und Gelles mit ihnen her. Wer dem Holunder als Heilpflanze den Vorrang geben mag, sollte darauf achten, der Schwarze Holunder (Sambucus nigra) hat viele Namen: Elderbaum, Hollerbusch, Holder, in manchen Regionen auch Fliederbeere.

Kein Strauch der Weisen

Durchgeknallte Heilpraktikerinnen und wahrscheinlich auch männliche Kollegen haben in der Benennung der Fliederbeere vermeintlich den Fliederbusch (Syringa) entdeckt und auch ihn kurzerhand zur Heilpflanze umgewidmet. Leider findet sich überhaupt keinerlei Hinweise darauf, dass dem so sei. So reiten sie weiter auf ihrem Irrtum herum und verbreiten allerhand wirre Beiträge, Rezepte und Empfehlungen. Das Internet bietet zahlreiche prominente Beispiele dafür. Es lohnt nicht, danach zu suchen. Sie werden automatisch angezeigt.

Ein blühender Holunderbusch am Salzhaff in der Wismarer Bucht mit Wasser im Hintergrund.

Mehr Wissenswertes zum Holunder …

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