Frauendreissiger

Kräuterweihe zu Maria Himmelfahrt in der Klosterkirche zu Stams. Lungenkraut im Kräuterbuschen.

Beste Zeit fürs Kräutersammeln

Kräuterkundige und Kräuterhexen schätzen die Tage nach Mariä Himmelfahrt. Für alle, die es noch nicht wissen, mit dem 15. August zu Mariä Himmelfahrt beginnt eine Zeitspanne von dreissig Tagen, die zum Sammeln von Heilkräutern besonders wichtig ist. Weithin bekannt sind diese Tage auch unter der Bezeichnung als der Frauendreissiger. Das ist keine Altersbeschränkung fürs Kräutersammeln und -ernten! Das ist lediglich die Bezeichnung der Zeitspanne von vier Wochen nach dem katholischen Hohen Frauentag. In diesem Zeitraum gesammelten Kräuter besonders heilkräftig sein.

Abt German segnet die Kräuterbuschen in der Messe zu Mariä Himmelfahrt.

Segenskräuter zum Fest

Der alte Brauch, das Segnen von in Sträussen gebundenen Kräutern zu Mariä Himmelfahrt scheint, in letzter Zeit wieder aufzuleben. Es ist eine schöne Tradition besonders im alpenländischen Raum Sträusse zu binden, die dann während des Festgottesdienstes geweiht werden. Mit diesen Sträussen wird der erteilte Segen mit nach Hause unters Dach genommen. Die Kräuterbuschen für die Kräutersegnungen anlässlich des Fests Mariä Himmelfahrt werden kurz vorher gesammelt und gebunden. Sie sollen schliesslich in Frische und voller Schönheit vor dem Altar liegen.

Abschied vom Hochsommer

Spätestens in den Tagen nach dem 15. August sammeln Kräuterkundige ihre Kräutervorräte für die bevorstehende kalte Jahreszeit. Das sind nicht nur Erkältungskräuter. Kurz vor Abschied des Sommers sollen die gesammelten Heilkräuter und -pflanzen besonders heilkräftig sein. Der Begriff Frauendreissiger leitet sich aus den dreissig Tagen nach dem Hohen Frauentag ab. Am Ende des Hochsommers beruhigen sich meist die aufgeladenen Wetterfronten. Nach Abkühlung folgen in der Regel Tage ruhigen sonnigen Wetters. Das sind fast schon ideale Bedingungen für Sammlerinnen und ihre Kräuter. Am Ende des Sommers haben die Blüten genügend Sonne getankt, die Wurzeln die Kraft und Mineralien der Erde gezogen. Die Stengel stehen in voller Kraft und die Blätter besitzen noch nicht die Festigkeit wie in kalten Herbsttagen. Für viele Pflanzen und Kräuter ist es die letzte Zeitspanne vor Fruchtbildung. Noch schiessen die Säfte und Kräfte nicht allein in die Früchte. Blätter und Blüten verfügen noch über genügend wertvolle Inhaltsstoffe.

Im Wald, auf der Wiese und im Garten

Nicht nur die wilden Kräuter und Heilpflanzen haben in den Tagen der Frauendreissiger Konjunktur. Das betrifft auch die fleissigen Gärtnerinnen und Gärtner, die zügig zur Schere greifen müssen, wenn die Vorräte für die kalte Jahreszeit rechtzeitig aufgefüllt sein sollen. Für einige Kandidaten heisst es dann: letzte Runde! Sie welken schon zeitig dahin und bieten später dann kein lohnenswertes Sammelgut mehr. Allerdings ist das kein Grund zur Hektik. Der Zeitraum der Frauendreissiger umfasst vier Wochen. Einen Monat später am 15. September endet diese Periode, am katholischen Gedenktag Gedächtnis der Schmerzen Mariens. 

Für ahnungunslose Frauendreissiger

Ideen und Anregungen zum Sammeln von Kräutern haben wir in unserer Rubrik ‚Kräuter-Sammelkorb‘ zusammengefasst. Das gute alte und sehr bewährte Frauen-Heilkraut Schafgarbe ist auf jeden Fall mit dabei. Küchenkräuter wie Salbei oder Thymian sollten nicht vergessen werden, denn sie können mehr als Würzen!

Ähnliche Beiträge

  • Auf ein gesundes neues Jahr!

    Mit dem Ausklang der Feiertage haben wir schon wieder ein Jahr hinter uns. Wir richten den Blick nach vorne und wünschen allen Leserinnen und Lesern von Wiesenwohl.de ein gesundes und friedliches neues Jahr! Auch während der kommenden zwölf Monate wird für die meisten unter uns die Gesundheit zum wichtigsten Gut gehören. Bereits kleine Zipperlein beeinträchtigen…

  • Vom herzensguten Weissdorn

    „Wenn der weisse Flieder wieder blüht …“. Romantiker besingen im warmen Mai die üppig blühenden und duftenden Fliederbüsche. Pragmatiker hingegen widmen sich den Weissdornsträuchern mit Schere und Sammelkorb. Der ist für gesund zu schätzen, dem ums Herz wohl und warm ist. Deutsches Sprichwort Im Gegensatz zum schmückenden Flieder (Syringa) verfügt der Weissdorn (Crataegus) über heilende…

  • Gewürze zum Wohlfühlen

    Mit der kalten Jahreszeit ändern sich die Ernährungsgewohnheiten. Frische Salate werden abgelöst von deftigen Kohl- oder Rübengerichten. Die Mahlzeiten müssen sättigen und wärmen. Das ausbleibende Sonnenlicht erzeugt neben Vitamin-D-Mangel eine gedrückte Stimmung. Süssigkeiten, Gebäcke und andere Naschereien sollen das Gemüt erhellen. Eine gesunde Ernährung gerät da schnell aus den Fugen. Mit vielen gebräuchlichen Gewürzen können…

  • Kräutersammelkorb im Wonnemonat Mai

    Schnell einmal über die Wiese Im Vorbeigehen beim Abendspaziergang oder während der morgendlichen Runde beim Gassigehen bieten sich drei Kräuter für den Salat und die Hausapotheke zum Pflücken an. Am Löwenzahn kommt keiner vorbei. Überall auf den Wiesen grüsst er mit seinen knallgelben Blüten. Für die Blätter des Spitzwegerichs ist allerdings schon mehr Aufmerksamkeit gefordert….

  • Kräutertee gegen Schwitzen

    Vier Kräuter mindern Schwitzen und unangenehmen Körpergeruch Der gute alte Salbei (Salvia officinales) ist das Hausmittel erster Wahl, wenn es um vom Schwitzen geplagte Mitmenschen geht. Die Neigung zur Schweissbildung ist bei uns Menschen individuell völlig unterschiedlich ausgeprägt. Während sich bei dem Einen keine Perle bei noch so grosser Anstrengung auf der Stirn oder in…

  • Vier Kräuter gegen Halsschmerzen

    Winterzeit ist Erkältungszeit. Nicht immer muss es gleich der Grippevirus sein, der einen zur Bettruhe zwingt. Falsch ist die Annahme, dass während der kalten Jahreszeit automatisch mehr Viren, Bakterien und andere Krankheitserreger durch die Luft schwirren. Vielmehr sind es die Temperaturschwankungen zwischen den Innenräumen und der frischen Aussenluft, die den Körper und das Immunsystem in…