In den Kastanienfrüchten steckt ein Venenheiler und Entzündungshemmer - das Aescin.

Das Geheimnis der Kastanie, das keines ist

Meine Großtante hatte sie immer unter der Matratze in der Hoffnung, damit das Rheuma fern halten zu können. Als Kinder haben wir Ketten und Männlein aus den braunen Herbstfrüchten hergestellt. Förster sammelten sie für die Krippen der hungernden Wildtiere im Winter. Freudig sammelten wir die braunen Kullern, die bei starkem Wind oder nach erfolgreichen Stockwürfen von den Bäumen purzelten.

Bereits Hildegard wusste es

Wir hatten keine Ahnung, dass wir mit einem pflanzlichen Arzneimittel spielten. Bekannt waren uns die Unterschiede zwischen Rosskastanien und die Esskastanien. Vermutet hätten wir die heilenden Kräfte in den Esskastanien. Sie sind geröstet so lecker und stimmen froh, wenn sie in kalten Tagen frisch geröstet, geknackt oder zu leckeren Süßspeisen verarbeitet werden. Aber es sind die braunen Kugeln unter der stacheligen grünen Hülle, die für die Heilung taugen. Bereits Hildegard von Bingen wusste es. Ihrer Meinung nach ist der Kastanienbaum „sehr heiss“. Alles an ihm ist nützlich. Es liest sich wie die Beschreibung einer universellen Heilpflanze. Ein aus den Blättern bereitetes Dampfbad hilft gegen Gicht. Die Rinde und frische Blätter vertreiben Krankheiten bei Tieren und beim Vieh. Menschen, denen „das Gehirn vor Trockenheit leer ist“, „denen das Herz nicht in gewohnter Weise dient“, die an der Leber Beschwerden haben, die Milz schmerzt und unter Magenschmerzen leidet, empfahl sie Zubereitungen aus Kastanienfrüchten. Interessanterweise nahm sie bereits die Stärkung der Adern als notwendigen Schritt zur Heilung bei psychischen Problemen und Herzbeschwerden an.

Tatsächlich enthalten die Kastanienfrüchte einen arzneilich wirksamen Wirkstoff – das Aescin. Dieser Stoff ist für den menschlichen Körper nicht direkt aus den Kastanienfrüchten verfügbar. Er muss in speziellen Verfahren aufbereitet und extrahiert werden. Beim Aescin handelt es sich um ein komplexes Gemisch von Triterpensaponinen (Seifenstoffen), Purinderivaten und Flavonoiden (wasserlösliche Pflanzenfarbstoffe). Der Wirkungsmechanismus ist noch nicht vollständig geklärt. Wirksam verhindert das Aescin die Einlagerung von Wasser im Gewebe (Ödeme). Damit lassen sich gut geschwollen Beine, Prellungen und Blutergüsse behandeln. Die gefäßschützende Funktion des Aescins wurde in zahlreichen Studien nachgewiesen. Bekannt ist die Stabilisierung der Kapillaren bei entzündlichen Prozessen durch den Schutz der feinen Gefäßwände. Menschen, die unter Hämorrhoiden leiden, oder bei Lymphstauungen kann das Aescin unterstützen und entlasten. Bekannt ist auch die positive Beeinflussung der Gefäßmuskulatur. Sie unterstützt den Rückstrom des Blutes zum Herzen. Damit gehört Aescin zu den Venenmitteln und Entzündungshemmern. Unklar und weitestgehend unerforscht sind die Wirkungsweisen dieses interessanten Stoffes, den die Natur uns schenkt. Extrakte aus der Rosskastanie können lediglich die Symptome und Beschwerden lindern, ohne allerdings die Ursachen zu beseitigen.

Im Kern steckt der Stoff für die Venen

Erfahrungsgemäß kann vorbeugend das Extrakt der Rosskastanie bei langen Flugreisen angewendet werden, um geschwollene Beine und Komplikationen mit den Venen zu vermeiden.

Die Schwester der mit essbaren Früchten – Edelkastanie

Die Esskastanie (Castanea sativa) ähnelt der Rosskastanie. Begehrt sind ihre Früchte die Maronis. Sie gleichen mit dem feinstacheligen Fruchtgehäuse kleinen Igelchen. Im Inneren verbergen sich bei den Wildarten mehrere Kerne. Hingegen bei kultivierten Sorten bildet sich meist nur ein Kern aus. Geröstet sind die Fruchtkerne eine Delikatesse. Sie schmecken süsslich und leicht mehlig. Der hohe Gehalt an Kohlenhydraten wärmt und gibt Kraft in kalten Tagen. Nicht nur als Snack sind sie geschätzt. Gefrorenes Maroni-Mus ist ein beliebtes Dessert in der Schweizer und Französischen Küche. Die Früchte lassen sich auch als glutenfreies Mehl und später zu Süssspeisen verarbeiten.

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