|

Fieberklee – manche mögen es feucht

Die kleinen weissen Blüten des Fieberklees laden zum intensiven Betrachten ein.

Fieberklee (Menyanthes trifoliata)

Seine dreiteilige Blätterform lässt an einen Klee denken, was er aber nicht ist. Die Kleearten gehören botanisch zur Familie der Schmetterlingsblüter. Die kleinen Blütensterne mit den fransigen Blütenblättern geben allerdings den entscheidenden Hinweis, dass es sich um eine eigene Pflanzenfamilie handeln muss; die Fieberkleegewächse. Gebräuchlich sind die Namensbezeichnungen Fieberklee und Bitterklee.

Er ist weder ein Klee, noch hilft er bei Fieber.

Es ist ein Blümlein der alten Mythen. Alte Kräuterbücher sprechen der kleinen weissblühenden dreiblättrigen Pflanze eine fiebersenkende Wirkung zu. Diese Eigenschaft besitzt sie aber nicht. Keiner ihrer Inhaltsstoffe eignet sich, um Fieber oder eine erhöhte Körpertemperatur zu senken. Allerdings können die in den Blättern enthaltenen Bitterstoffe bei Appetitlosigkeit helfen.

Gegen Appetitlosigkeit hilft das Blümchen aus dem Moor

Die Bitterstoffe regen zur Speichelbildung und vermehrten Ausschüttung von Magensekret an. Das fördert den Appetit. Zeitgleich bewirken die Sekretbildungen in Mund und Magen für eine verbesserte Verdauung. Daher ist der Bitterklee auch in Rezepturen für Magenbitter oder -liköre zu finden. Die beste appetitanregende Wirkung wird erzielt, wenn jeweils eine Tasse Tee mit Bitterklee eine halbe Stunde vor der Mahlzeit getrunken wird.

Die anerkannten Anwendungsgebiete für den Fieberklee sind der Verlust des Appetits und auftretende Flatulenz (Blähungen) sowie leichte Verdauungsprobleme. Begleitend zur Mahlzeit als Kräutertee eingenommen, wirken die Inhaltsstoffe des Bitterklees am Besten gegen Blähungen und Verdauungsstörungen.

Wirksam auch bei Muskel- und Gelenkschmerzen

Offensichtlich ist der Bitter- oder Fieberklee darüber hinaus in der Lage Linderung bei leichten Gelenk- und Muskelschmerzen zu bewirken. Ihm wurde auf für diese Indikationen die Anerkennung als traditionelles pflanzliches Arzneimittel zuteil.

Seitens der Kommission E des BfArM war die Anwendung von Fieberkleekraut für die Indikationen Appetitlosigkeit und dyspeptische Beschwerden schon seit Langem bestätigt. Im Sommer des Jahres 2021 konnte die europäische Arzneimittelbehörde EMA/HMPC ihre Beratungen zur Anerkennung des Fieberklees als Arzneipflanze abschliessen und die entsprechende Monografie veröffentlichen. Hier zum Nachlesen: Monografie Fieberklee (Menyanthidis trifoliatae folium)

Werden die Blätter gesammelt, können sie nach dem Trocknen zu Teezubereitungen oder alkoholischen Auszügen weiterverarbeitet werden.

Selber sammeln ist nicht ratsam!

Vom Sammeln des Bitterklees sollte abgesehen werden. Der Bitterklee wurde unter Naturschutz gestellt. Er gedeiht nur in Moorflächen. Die gezielte Verringerung von Moorflächen hat auch die Bestände des Fieberklees dezimiert.

Vorsichtig schiebt sich das Gezweig des Fieberklees durch das sumpfige Wasser.
Vorsichtig schiebt sich das Gezweig des Fieberklees durch das sumpfige Wasser.

Blume des Jahres 2020

Die Loki Schmidt-Stiftung überraschte 2020 mit der Entscheidung den Fieberklee zur Blume des Jahres zu küren. Vielen ist die kleine Moorblume auch als Bitterklee, Zottelblume oder Dreiblatt bekannt. Ziel der Wahl des Bitterklees war damals, die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für den Schutz der Moore und Sümpfe. Für ein intaktes Ökosystem sind Moore und Feuchtgebiete unentbehrlich. Im eigentlichen Sinne werden sie häufig als unfruchtbare, nicht nutzbare Flächen betrachtet. Tatsächlich sind sie effektive Wasserspeicher. Sie produzieren erhebliche Mengen an Pflanzenmasse, speichern riesige Mengen an Kohlenstoff. Letztendlich sind die Moore ein Lebensraum für viele Tierartem, Pflanzen, Insekten und Kleinstlebewesen. „Mit der Benennung zur Blume des Jahres 2020 erzeugte die Loki Schmidt-Stiftung Aufmerksamkeit für den dringend notwendigen Schutz von Mooren und feuchten Wiesen als besondere Ökosysteme und thematisierte ihre Bedeutung für Mensch und Natur.“

Inhaltsstoffe:

Bitterstoffglykosoide, Cumarine, Flavonoide, Iridoitglykoside, Kaffeesäurederivate, Pyridinalkaloide, Triterpensaponine

Wirkung:

adstringierend, appetitanregend, magensekretfördernd

Gegenanzeigen:

Anwendungen mit Bitterklee sollten bei Menschen im Alter unter 18 Jahren nicht erfolgen.

Bei vorliegenden Magengeschwüren sollte auf die Anwendung von Bitterklee-Blättern verzichtet werden.

Bestehen die Symptome länger als 2 Wochen und sind sie von Fieber begleitet, ist ärztlicher Rat erforderlich.


Quellen:

https://www.loki-schmidt-stiftung.de

https://www.ema.europa.eu/en/medicines/herbal/menyanthidis-trifoliatae-folium

Ähnliche Beiträge

  • Schöllkraut rehabilitiert!

    Beinahe unbemerkt gewinnt in diesen Tagen das zu Unrecht geschmähte Schöllkraut seine wohlverdiente Anerkennung zurück. Ganz und gar königlich in Szene gesetzt wurde es während der ersten Tage des Monats Mai. Als goldenes Blüten-Ornament schmückte das Schöllkraut vereint mit stilisierten Gänseblümchen, Acker-Gauchheil und Vergissmeinnicht das weisse Seidenkleid, das Königin Camilla zu ihrer und Charles III….

  • |

    Enzianwurzel – der bittere gelbe Bruder

    Enzianwurzel (Gentianae radix) Der Gelbe Enzian (Gentiana lutea) wächst auf Almen und Hochgebirgswiesen. Er ist der grosse Bruder des kleinen blaublühenden Enzians. Sein hoher aufrechter Wuchs mit seinen gelben Blütenkränzen lässt ihn auf Wiesen leicht erkennen. Allerdings besteht eine Ähnlichkeit mit dem giftigen Weissen Germer (Veratrum album) und somit Verwechslungsgefahr. Typisch für den Gelben Enzian…

  • |

    Echtes Labkraut – der Käsefreund

    Echtes Labkraut (Galium verum) Eine weitere gebräuchliche Bezeichnung im Volksmund für das echte Labkraut ist Liebfrauenstroh. Das frische Labkraut enthält ein Ferment, dass zur Käseherstellung verwendet werden kann. So soll der weltbekannte Chesterkäse noch heute mit diesem Kraut hergestellt werden. Die Farbstoffe der Pflanze geben dem Käse sein unverwechselbares Aussehen. Gelb leuchten die Blütenstände des…

  • |

    Esche – der Zwitter mit Stamm

    Esche (Fraxinus excelsior, Fraxinus angustifolia) In feuchten Auwäldern und an Bachläufen ist die Esche zu Hause. Sie liebt eine lichte und luftige Umgebung und mineralhaltige Böden. Ihre Blütezeit sind die Monate April bis Mai. Weitläufig bekannt ist die alte Bauenregel zur langfristigen Wettervorhersage: „Blüht die Esche vor der Eiche, hält der Sommer grosse Bleiche.“ Die…

  • |

    Bittersüsser Nachtschatten – ein Giftzwerg

    Bittersüsser Nachtschatten (Solanum dulcamara L.) Eins sei vorangestellt: auch wenn die Pflanzenbezeichnung mit „bittersüss“ beginnt, ist der Nachtschatten nicht zum Verzehr geeignet. Der Bittersüsse Nachtschatten (Solanum dulcamara L.) ist giftig! Die wie kleine Minitomaten aussehenden Früchte wirken zwar appetitlich, aber die giftigen Steroidalkaloide bewirken ihre Unbekömmlichkeit. Auf dem Balkan kennt man den Nachtschatten als wundertätige…

  • Arzneipflanze des Jahres 2025: Gemeine Schafgarbe – Achillea millefolium

    Der Würzburger interdisziplinäre Studienkreis Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde hat getagt und sich endlich zur Benennung der Arzneipflanze des Jahres durchgerungen. Seine Wahl fiel diesmal auf die Gemeine Schafgarbe (Achillea millefolium). Ihr soll in diesem Jahr besondere Aufmerksamkeit zukommen. An Präsenz auf Wiesen und an Feldrändern wird es auch in diesem Jahr nicht mangeln. Von Juni bis…