|

Eberraute – wirkt wie die Wutz

Die Gewürz- und Heilpflanze Eberraute vor dem Drivhuset im Kongelig Kokkenhave Grasten

Eberraute (Artemisia abrotanum) 

Über die Eberraute werden allerlei Geschichten erzählt. Dem entsprechend gross ist auch die Anzahl weiterer geläufiger Bezeichnungen. Stabwurz, Iwa oder neuerdings auch Cola-Kraut sind einige Beispiele. Letzteres bezieht sich auf den Duft der feingliedrigen Blätter, der entweicht, wenn sie zwischen den Fingern zerrieben werden. Nur im Selbstversuch lässt sich ermitteln, welcher bekannten Cola-Marke das Aroma am meisten ähnelt.

Die Berichte zu den Heilwirkungen der Eberraute sind vielfältig. Wissenschaftlich belegt wurde bisher keine. Populär war das Gewächs über die Jahrhunderte zur Magenstärkung, zur Bekämpfung von Fieber und Haarausfall, sowie der Ausleitung schädlicher Stoffe. Einig waren sich Walahfrid von Strabo und Hildegard von Bingen bei der Verwendung des duftenden Krautes bei Gichtleiden.

Für die Eberraute wurde weder von der Kommission E des BfArM noch der europäischen Behörde EMA/HMPC oder der ESCOP eine Monografie erstellt, die auf eine heilende Wirkung der Pflanze verweist.

„Dieses duftende Laub, …die üppigen Zweige, die sich zart gefiedert entfalten und feinem Haar gleichen, (W. v. Strabo) …. “ löst im Menschen Melancholie und Jähzorn aus und ermüdet sein Haupt.“ (H. v. Bingen). Gegensätzlicher können die Meinungen in einem Satz vereint über das Kraut nicht sein. Schon die Experten des Mittelalters hatten im Bezug auf die Eberraute keine einheitliche Meinung.

Dennoch wurde in den Klostergärten der Eberraute schon von jeher ein fester Platz eingeräumt. Seit cirka dem 10. Jahrhundert wird das würzige Kraut kultiviert und angebaut. Traditionell galten die aromatisch duftenden grünen Zweige als fixer Bestandteil einer jeden Klosterapotheke. Aus diesem Grund wird die Eberraute wahrscheinlich auch als Pfaffenkraut bekannt sein. Demnach dürfte es sich bei der ihr nachgesagten aphrodisierende Wirkung lediglich um pure Übertreibungen handeln. Wahrscheinlicher ist, dass der frische Duft möglicherweise wach hält, und so schlaflos die schlimmste Predigt überstehen lässt.

Inhaltsstoffe:

ätherisches Öl, Bitterstoffe, Flavonglykoside, Sesquiterpene,

Wirkung:

magenstärkend

Ähnliche Beiträge

  • Mimikry mit Kamillentee

    Beinahe namensgleich wurden zwei wissenschaftliche Studien zur Kamille im letzten Quartal des Jahres 2022 veröffentlicht. Auffällig sind nicht nur allein die zufällig ähnlichen Aufgabenstellungen, auch die Systematik in der Aufbereitung lässt aufmerken.  Kaum zu glauben aber wahr. Die Tradition des Abschreibens und Plagiierens in der Wissenschaft hat trotz zahlreicher und wirkungsvoller Check-Tools nicht an Lebendigkeit…

  • Weniger Schwitzen – Echter Salbei!

    Mehr als eine herbe Erfrischung Die Arzneipflanze des Jahres 2023 ist zwar kein Deodorant, aber bei übermässigem Schwitzen könne Aufgüsse der aromatischen Blätter Erleichterung verschaffen. Den Echten Salbei (Salvia officinalis) erkennt man entweder an seinen blauen Blüten oder den filzigen grauen Blättern. Wer sich komplett unsicher ist, der sollte ein Blatt reibend zwischen die Finger…

  • |

    Raute – im Strahle des Phoebus

    Raute (Ruta gravolens L.) Der Kräuterpfarrer Sebastian Kneipp bedauerte in seiner Schrift zur Hausapotheke die relativ geringe Bekanntheit der Raute. Er sprach ihren Blättern eine stärkende und kräftigende Wirkung zu. Bereits in der griechischen Heilkunst war die harntreibende Wirkung der Rauten-Blätter bekannt und wurde wohl als Entgiftungsmittel verwendet. Walafrid Strabo war überzeugt von der Heilkraft…

  • Licht ins Dunkle bringt das Johanniskraut

    Johanniskraut (Hypericum perforatum) ist eines der ältesten und bekanntesten pflanzlichen Stimmungsaufheller. Obwohl es sich beim Johanniskraut, um ein uraltes, erprobtes und anerkanntes mildes Antidepressivum handelt, sind die Mechanismen und die Wirkzusammenhänge nach wie vor ungeklärt. Eine Forschergruppe aus Shanghai hat den Wirkstoff Hypersoid genauer unter die Lupe genommen und Erstaunliches dabei herausgefunden. Bekanntermassen zählen Hypersoid, Hyperforin, Isoquercetin…

  • Byzantinischer Wollziest – Rabattenschönling mit zweiter Karriere

    Byzantinischer Wollziest (Stachys byzantina K.) Das augenfälligste Merkmal des Wollziest (Stachys byzantina K.) sind seine grau-weisslich stark behaarten Blätter und Stängel. Ihre Form und die wollartige Behaarung haben ihm auch die gefälligen Zweitnamen Eselsohr, Lambs ear, Silver Carpet, Hasenohr oder einfach auch Wolliger Ziest eingebracht. Der Kontrast zwischen dem wolligen Grau und dem tiefen Grün seiner Blätter…

  • |

    Rainfarn – mit dem Blick nach Süden

    Rainfarn (Tanacetum vulgare L.) Die gelben Blüten des Rainfarns richten sich bei Sonnenlicht in Richtung Süden aus. Nicht nur Pfadfindern ist es deshalb als Kompasspflanze bekannt. Der Rainfarn zählt zu der Familie der Korbblüher. Weitere geläufige Namen für die Pflanze mit den stark riechenden Blüten sind Knöpfchen massgeblich wegen der Form ihrer Blüten, und Wurmkraut aufgrund iherer…