Vasen auf der Mauerkrone des Schlosses Belvedere.

Das Wiener Schatzkästchen

Heilkräuter mitten im Zentrum Wiens – der botanische Garten der Universität Wien

Bis vor Kurzem wurden die Heilkräuter streng geometrisch angeordnet in Beeten an der Mauer zur Jacquingasse gezogen und präsentiert. Mitten im Sommer des vergangenen Jahres muss es dann geschehen sein. Die Kräuter wurden aus ihren Verliesen freigelassen und wurden quer durch den Park, der sich gerne Garten nennt, neu angesiedelt. Zu verdanken ist die Neuorganisation des botanischen Gartens einer Ausstellung zum Thema Medizinalpflanzen und Heilkräutergärten.

Was treibt einen an, mitten in der von Sehenswürdigkeiten vollgestopften wunderschönen Stadt Wien in den botanischen Garten zu gehen? Der einfachste Grund ist: Pause! Eine Flucht in die Schatten mächtiger alter Bäume, zwischen die gepflegten Rabatten, zu den gemähten und wilden Wiesen – einfach einmal Ruhe finden von den tausend Eindrücken der grossen Stadt. Während die Besucher gnadenlos der grellen Sonne auf den Terrassen des Schlosses Belvedere ausgesetzt sind, und sich den schmückend schützenden Sonnenschirm der Biedermeiermode herbeiwünschen, findet jedermann Einlass und Erfrischung im luftigen und schattigen Grün des unmittelbar in der Nachbarschaft liegenden botanischen Gartens.

In der Mittelachse wirkt der Garten wie eine seitliche Verlängerung des Belveders.
Flox
Die Begeisterung der Nachbarschaft des botanischen Gartens in Wien.
Der botanische Garten in Wien ist auch ein Bürgerpark.
Riesenbärenklau
Blaue Akelei in voller Blüte.
Akelei
Knospender Diptam im botanischen Garten.
Diptam
Kakteen und andere Schönheiten des botanischen Gartens Wiens.
Goldmohn

„Methodus naturalis primum et ultimum in Botanicis desideratum est.“ Dem Linneschen Motto, dass alles in der Botanik einer natürlichen Ordnung folgt, verdankt die Anlage des botanischen Garten der Universität ihre Gestaltung. In ingesamt 18 Gruppen werden die Pflanzen ihrer Phylologie entsprechend zusammenfassend präsentiert. Obwohl das anspruchsvoll klingt, ist es aber weniger anstrengend für den Besucher als es scheint. Viele Wiener kommen in den Garten, zum Bummeln, zur Mittagspause, zum Joggen oder ganz und gar der Pflanzen wegen. Er ist eine liebevoll gepflegte Oase im Trubel der Grossstadt. Bänke laden zum Verweilen ein. Die gesamte Anlage ist äusserst gepflegt und sehr gut ausgeschildert. Kleinere Baustellen künden vom Entstehen Neuem, der stetigen Veränderung, ohne dass man sich gestört fühlt.

… bieten die grossen alten Bäume des botanischen Gartens einen ruhigen Platz und viel Schatten.

Sie sind alle da: die Foto-Fans mit ihren Teleobjektiven, Mütter mit tippelnden Kindern, Interessierte Ältere mit Büchern unterm Arm, angestrengte Studierende, Blumen beschnuppernde Enthusiasten und die einsamen Wanderer. Es gibt auch unglaublich viel zu sehen und zu bestaunen. Seien es die obligatorischen Gewächshäuser, die Exoten, der äusserst umfangreiche Alpengarten am Eingang zur Praetoriusgasse, die thematisch angelegten Gärten und dazwischen immer wieder Heilpflanzen. Im Wiener botanischen Garten der Universität wird jetzt mit der Neuanlage deutlich, wie gross die Welt der Heilkräuter ist. Dabei wird immer nur ein Teil sichtbar sein, aufgrund der Jahreszeiten und Vegetationsphasen. Immerhin mehr als 265 Jahre besteht schon der Garten. Oder sollte ich besser sagen der Park?

Anfahrt und Internet-Adresse:

www.botanischergarten.univie.ac.at

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