Üppig wurde der Lavendel ausgepflanzt und üppig gedeiht er.

Arzneipflanze des Jahres 2020: Echter Lavendel

Ein filmreifer Duft

Der britische Film „Der Duft von Lavendel“ mit Judi Dench, Maggie Smith und Daniel Brühl kam im Jahre 2004 in die Kinos. Manch einer erlebt ihn täglich beim Öffnen des Kleiderschrankes. Es ist ein typischer Erinnerungsduft: an Sommer, Wärme, Liebe und Träume

Der Duft nach Lavendel ist wohl der uns bekannteste Wohlgeruch. Für viele Kosmetikartikel und Parfums ist Lavendelöl ein unentbehrlicher Grundstoff. Beispielsweise wäre das berühmt (berüchtigte) Kölnisch Wasser ohne Lavendelduft nicht das, was uns an Mütter und Grossmütter erinnert. Ganz ehrlich: Grossmutter ist ein romantisch besetzter Begriff, dem wir die guten Erinnerungen aus Kindheitstagen zuschreiben – ganz gleich wie sie wirklich war. Manch einer sieht das vielleicht nicht so. Gerade die Betroffenen können von der beruhigenden und stimmungsaufhellenden Wirkung des Lavendels profitieren!

Die kluge Wahl der Forschungsgruppe Klostermedizin

Die Forschergruppe Klostermedizin an der Universität Würzburg würdigt mit der Wahl des Echten Lavendels (Lavandula angustifoliaals) zur Arzneipflanze des Jahres 2020 eines der bemerkenswertesten pflanzlichen Arzneimittel zur Beruhigung und Entspannung. Vielleicht war es ein gedanklicher Vorgriff auf den Beginn eines wahrscheinlich turbulenten neuen Jahrzehntes. Oder es war einer Reflektion der aktuellen Alltagsgeschehnisse geschuldet. Wir alle leben in einer Phase des sozialen, politischen und ökologischen Umbruchs. Die damit verbundenen Auseinandersetzungen verursachen bei vielen Menschen Unruhe, Verunsicherung und sogar Ängste. Das ist allerdings normal. Schon immer haben sich Gesellschaften im steten Wandel befunden. Oft wurde es besser und so manches Mal sogar schlimmer als vorher. Davon konnte sogar schon die vielzitierte Hildegard von Bingen berichten.

Mariens Blume - der Rose wird in Marienstatt besonders gehuldigt.
Impressionen aus dem Kloster Marienstatt: Mariens Blume – der Rose wird in Marienstatt besonders gehuldigt. Ein tolles Duftbouquet bilden Rosen und Lavendel im Zusammenspiel.

Hildegard kannte die Wirkung des Lavendels aufs Gemüt

Hildegard von Bingen beschrieb in ihrer Physica offenbar zwei verschiedene Lavendelarten, von denen es schätzungsweise 30 an der Zahl gibt. Dem „Lavendula, tibra“ erkannte sie beispielsweise zu, dass er „sehr viele üble Dinge bändigt“ und „die bösen Geister erschreckt“. Offenbar handelte es sich um die Lavendelart mit dem stärksten Duft zu ihrer Zeit. In allererster Linie betont sie in der Beschreibung, dass offensichtlich parasitäre Insekten den Lavendelduft nicht mögen. Sie bezieht sich dabei auf Läuse. Gegen die Motten und für den guten Duft der Wäsche haben wir noch heute unser Lavendelsäckchen im Schrank liegen oder hängen. Wie recht sie doch hatte!

Interessant sind Hildegards Ausführungen zum sogenannten Speik-Lavendel (Lavandula latifolia). Sie nimmt den Umweg über die ihr vertraute Säftelehre, um in der Konsequenz die Wirkung des Lavendels bei psychischen Beschwerden zu beschreiben. Sie nennt sie Zustände, welche „den Verstand verdunkeln“. Dabei vermutete sie die Ursache in Dysfunktionen der Leber und der Lunge. Wobei unstrittig ist, dass Beschwerden und Erkrankungen von Lunge und Leber durchaus das psychische Wohlbefinden beeinträchtigen können. Womit sich der Kreis schliesst.

Abgeblühter Lavendel duftet nicht mehr. Seine schöne Gestalt hat er sich bewahrt.
Impressionen aus dem Hildegardforum in Bingen: der abgeblühte Lavendel duftet nicht mehr. Seine schöne Gestalt hat er sich aber bewahrt.

Ein kleiner Urlaub vom Alltagsstress

Welche Macht reizvolle Düfte auf unser Denken, Fühlen und Handeln ausüben, hat uns eindrucksvoll Patrick Süskind in seinem Roman „Das Parfum“ vorgeführt. Wir unterliegen alle olfaktorischen Reizen. Manche Gerüche bewirken Abneigung und Ekel. Wohlgerüche hingegen können stimmungsaufhellend wirken. In der modernen Heilkunde hat sich ein neuer Zweig etabliert: die Aromatherapie. Düfte werden bewusst angewendet, um Patienten gezielt mit pflanzlichen Aromen seelische Beschwerden zu lindern. Auch hierbei hilft es, sich an den Merksatz des Paracelsus zu erinnern: „Die Dosis macht das Gift.“ Manche Düfte sind einfach zu viel!

Der duftende Lavendel ist ein beliebter Lande- und Futterplatz für Schmetterlinge.

Mehr über die entspannenden Kräfte des Lavendels:

Lavendel weckt Begehrlichkeiten

Wer beim Duft nach Lavendel an den Sommer in der Provence denkt, lenkt seine Gedanken nicht nur in schöne sonnige Urlaubserinnerungen, sondern geichzeitig auch zum grössten Anbaugebiet der blaublühenden Lippenblütler. Mittlerweile ist Lavendel in fast schon jedem mitteleuropäischen Vorgarten als Schmuckpflanze etabliert. Es braucht nicht unbedingt den Gang zum Apotheker oder den Einkauf bei teuren Spezialhändlern, um wirklich guten Lavendel für den Eigenbedarf zu bekommen. Tatsächlich ist Lavandula angustifoliaals (Echter Lavendel) ein wirksames Hausmittel gegen Stress, Unruhe, Nervosität und Schlaflosigkeit. Das kleine Sträusschen blühenden Lavendels auf dem Küchen- oder Schreibtisch ist die einfachste Variante. Ein Tee aus Lavendelblüten kann zur Entspannung und Bekämpfung von Unruhezuständen gute Dienste leisten. Öle, Extrakte und Kapseln sind in Apotheken erhältlich, wo es auch die entsprechende Beratung für die Anwendung gibt.

Quellen:

http://www.welterbe-klostermedizin.de/index.php/arzneipflanzen/arzneipflanze-des-jahres/346-arzneipflanze-des-jahres-2020-echter-lavendel-lavandula-angustifolia

https://kurier.at/wissen/gesundheit/gegen-angst-und-schnupfen-lavendel-ist-arzneipflanze-des-jahres-2020/400741326?fbclid=IwAR3BzuCzAWsoF4uVcyCDjVZnaY0VRZeL5nEkvbXLn1kKlcAerGw73L2OEj4

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