Alle reden nur vom Wetter!

Regnerischer Tag im Wonnemonat Mai auf den Deichen des Freilichtmuseums Kinderdijk in Holland.

Ist Wetterfühligkeit nur ein Phänomen?

Alle reden übers Wetter. Das verwundert nicht. Fast die Hälfte der deutschen Bevölkerung ist überzeugt, dass das Wetter einen nicht unwesentlichen Einfluss auf die Gesundheit und das persönliche Wohlbefinden hat. Schon bei sich ankündigendem Wetterwechsel klagen nicht wenige Menschen über schmerzende Narben oder Kreislaufstörungen. Angeblich nehmen Frauen die wetterbedingten Symptome deutlicher wahr als Männer. Kopfschmerz und Migräne zählen zu den typischen wetterbedingten Befindlichkeitsstörungen. Auch Schlafstörungen und Erschöpfungszustände werden häufig mit dem Wetter assoziiert.

It’s so typical German

Angeblich soll das Wetter eines der wichtigsten Alltagsthemen der Deutschen sein. Im angelsächsischen Sprachraum ist das ein beliebter Anlass für spöttische Bemerkungen über die „wetterempfindlichen“ Deutschen. Wenn sich allerdings warme Luftschichten über die Alpen in Richtung Südbayern schieben, klagen nicht nur die Münchnerinnen über Kopfschmerzen und Kreislaufprobleme, sondern auch die vielen internationalen Gäste der Stadt. Der berüchtigte Münchner Föhn ist wahrscheinlich das Eindrücklichste der zahlreichen Wetterphänomene, welches die Menschen im deutschen Sprachraum stressen. 

Zum Arzt oder besser nicht?

Schulmediziner sehen in der Regel zwischen Wetter und auftretenden körperlichen oder mentalen Beschwerden keinen kausalen Zusammenhang. Menschen sind nun einmal klimatischen Reizen ausgesetzt, auf die der Körper ganz individuell reagiert. Dazu gehören Wärme, Kälte, Wind, Schwankungen des Luftdrucks, Luftfeuchtigkeit und UV-Strahlung. Vielmehr triggern ihrer Meinung nach die Begleiterscheinungen des Wetters die Symptome bestehender Vorerkrankungen oder persönlicher Dispositionen. Das hilft den Betroffenen wenig. Sie haben die Beschwerden. 

Mutterkraut gegen das Wetter?

Wer des Öfteren unter wetterbedingten Beschwerden leidet, weiss wahrscheinlich bereits damit umzugehen. Vielfach ist es nicht der Griff in den Apothekenschrank sondern die Verwendung bewährter Hausmittelchen, was Linderung verschafft. Eines der wirksamsten natürlichen Heilmittel gegen Migräne scheint das Mutterkraut (Tanacetum parthenium) zu sein. Die Einnahme von pulverisierten Mutterkraut-Blättern als Tee, Extrakt oder auch in Tablettenform kann bereits vorbeugend gegen Migräne angewendet werden. Ein wichtiger Inhaltsstoff ist das Parthenolid. Es wird vermutet, dass dieser Stoff einen positiven Einfluss auf die Regeneration von Nervenzellen hat. Eine neuere Studie fand zudem Hinweise, dass der Wirkstoff Parthenolid die Entzündungswege kontrolliert, die unter anderem bei stressbedingten Depressionen auftreten. Im Bezug auf die Behandlung der Migräne scheint das Mutterkraut-Parthenolid neue pharmakologische Ansätze zur Bekämpfung von Migräneanfällen zu bieten. Hierbei stehen die dopaminergen Bahnen als Schlüsselziele im Focus. In-vitro Untersuchungsergebnisse zeigten eine Hemmung der hypothalamischen Dopamin-Freisetzung unter Behandlung mit Mutterkraut-Extrakt. Weitere Forschungen sind nötig, um gesicherte Ergebnisse für die Praxis zu erhalten. Bis dahin bleibt es wie bei allen Heilpflanzen und -kräutern beim ganz individuellen Ausprobieren.

Quellen:

Graw, K.; Sommer, M.; Matzarakis, A. The Prevalence of Weather Sensitivity in Germany Derived from Population Surveys. Atmosphere 2022, 13, 1865. https://doi.org/10.3390/atmos13111865

Recinella, L.; Chiavaroli, A.; di Giacomo, V.; Antolini, M.D.; Acquaviva, A.; Leone, S.; Brunetti, L.; Menghini, L.; Ak, G.; Zengin, G.; Di Simone, S.C.; Ferrante, C.; Orlando, G. Anti-Inflammatory and Neuromodulatory Effects Induced by Tanacetum parthenium Water Extract: Results from In Silico, In Vitro and Ex Vivo Studies.Molecules 2021, 26, 22. https://doi.org/10.3390/molecules26010022

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