Habichtskraut in Sommerwiese
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Habichtskraut – der winterharte Sonnenverehrer

Habichtskraut (Hieracium)

Beim Habichtskraut (Hieracium) handelt es sich nicht um eine Pflanzenart, sondern um eine ganze Pflanzengattung. Den Asteraceaen werden die Habichtskräuter (Hieracium) zugeordnet. Sie sind dabei in ihrem Artenreichtum ausserordentlich vielfältig, was die Zuordnungen meist nicht erleichtert.

Man achte auf den Namen

Die Habichtskräuter (Hieracium) sind eine Pflanzengattung mit ein Vielzahl von relativ schwierig zu bestimmenden Unterarten. Wem die lateinische Bezeichnung Hieracium pilosella L. für das Kleine Habichtskraut geläufig war, muss sich nun umstellen. Die neue botanische Bezeichnung für das kleine Habichtskraut lautet korrekt Pilosella officinarum Vall.. Das klingt reichlich verwirrend und ist es auch. Schuld daran sind die Fortpflanzungs- und Kreuzungsmöglichkeiten der Habichtskräuter. Das Kleine Habichtskraut (Pilosella officinarum Vall.) bildet da keine Ausnahme. Trotz seiner engen Verwandtschaft mit der Gattung Hieracium (Habichtskräuter), in der es sich manchmal als Untergattung wiederfindet, unterscheidet sich die Pilosella deutlich von den Habichtskräutern (Hieracium) in ihren Variationsmustern und den zugrunde liegenden Evolutionsmechanismen. Für die Pflanzenheilkunde ist das Kleine Habichtskraut (Pilosella officinarum Vall.; syn Hieracium pilosella L.) oder auch Mausohr-Habichtskraut bedeutsam als Heilmittel für die Behandlung von Harnwegsproblemen.

Bescheiden und widerstandsfähig

Das Kleine Habichtskraut (Pilosella officinarum Vall.) ist in freier Natur relativ leicht zu erkennen. Es liebt die sonnige Standorte und ist winterhart. Den Zweitnamen Mausohr-Habichtskraut verdankt es der Form und dem Aussehen seiner behaarten Blätter. Sie sind rosettenförmig angeordnet. Die Blattoberseiten wirken borstig, hingegen die Unterseiten gräulich filzig. Auffälig sind seine leuchtend gelben Blütenköpfe, die dem Löwenzahn ähneln. Beide gehören zu den Korbblühern. Im Gegensatz zum Löwenzahn sind die Enden der gelben Blütenblätter nicht rund sondern wirken wie abgeschnitten. Meist wachsen die Habichtskräuter auch höher aus der Wiese heraus. Der unbehaarte Blütenstengel wächst in der Regel zwischen 5 bis 30 Zentimeter hoch. Das Kleine Habichtskraut (Pilosella officinarum Vall.) bildet eine kräftige Pfahlwurzel und zahlreiche Ausläufer, die wiederum neue Blattrosetten hervorbringen.

Das Kleine Habichtskraut ist der Helfer

Das Kleine Habichtskraut (Pilosella officinarum Vall.) ist die anerkannte traditionelle Arzneipflanze. Seine Blätter und Wurzeln sind geeignet für die Behandlung von leichten Problemen und Erkrankungen der Harnwege. Den gesamten Sommer von Mai bis hinein in den Oktober blüht es auf relativ trockenen Wiesen und im felsigen Gelände. Der günstige Erntezeitpunkt ist der Zeitraum von August bis September. Alle Pflanzenteile werden zerkleinert und getrocknet. Sie können zu Tee verarbeitet werden. Möglich ist auch eine Verwendung als Pulver.

Hilfreiches Kraut bei Harnwegsproblemen

Die Wirkung der enthaltenen Pflanzeninhaltssstoffe ist harntreibend und unterstützt den Durchfluss bei erhöhter Harnmenge. Daher eignet es sich als Heilmittel bei Durchspültherapien der Harnwege bei leichten Harnwegsproblemen neben der angeratenen Erhöhung der täglichen Flüssigkeitszufuhr.

Mausohr-Habichtskraut (Pilosella officinalis Vall.) ist deutlich an den sternförmigen behaarten Bodenblättern zu erkennen.

Nachzulesen sind die Details in der EMA/HMPC-Monografie, abrufbar unter diesem Link: Monografie Kleines Habichtskraut (Pilosella officinarum Vall., herba cum radice)

Die Alten wussten es nicht besser

Überlieferungen zufolge liegt im Namen der Habichtskräuter ein Verweis auf eine Heilwirkung für die Augen. Traditionellen Überlieferungen sprechen auch von einer förderlichen Wirkung bei der Wundheilung, was den Gerbstoffen zu verdanken sein könnte.

Als Tabakersatz soll das Habitskraut eine ähnliche Wirkung wie Cannabis haben. Diskussionen in einschlägigen Foren bestätigen nicht einhellig die dem Kraut nachgesagte Wirkung. Die Meinungen über die tatsächliche Wirkung des Rauchens von Habichtskraut gehen weit auseinander. Einige Berichte lassen daran zweifeln, ob die Verfasser tatsächlich das gelbblühende Kraut verwendet haben.

Inhaltsstoffe: 

Bitterstoffe, Cumarine, Umbelliferon, Flavonoide, Gerbstoffe

Wirkung:

adstringierend, entzündungshemmend, harntreibend

Gegenanzeigen:

Die Anwendung ist nicht geeignet für Menschen im Alter unter 18 Jahren.

Bei Überempfindlichkeit gegenüber Korbblütlern sind allergische Reaktionen möglich.

Sollten die Beschwerden länger als 2 Wochen anhalten, ist ärztlicher Rat dringend erforderlich.

Für Patienten mit einer verordneten Beschränkung der täglichen Flüssigkeitszufuhr sind Anwendungen mit Kleinem Habichtskraut (Pilosella officinarum Vall., herba cum radice) nicht geeignet!

Sollten während der Anwendung Fieber, Harnverhaltung, Krämpfe oder Blut im Urin auftreten, ist die Konsultation eines Arztes notwendig.

Das kleine Habichtskraut ist kurzstielig und gut zu erkennen an den knallgelben länglichen Blütenblättern, die am Ende wie abgeschnitten wirken.
Quellen:

Urfus, T., Vít, P., Urfusová, R., Krahulec, F., (2020). Morphology mirrors ploidy and reproductive modes in Pilosella officinarum Morfologie odráží ploidní úroveň a reprodukční způsoby druhu Pilosella officinarum. Preslia. 92. 391-402. 10.23855/preslia.2020.391.

Mráz, P., Šingliarová, B.; Urfus, T., Krahulec, F., Cytogeography of Pilosella officinarum (Compositae): Altitudinal and Longitudinal Differences in Ploidy Level Distribution in the Czech Republic and Slovakia and the General Pattern in Europe, Annals of Botany, Volume 101, Issue 1, January 2008, Pages 59–71, https://doi.org/10.1093/aob/mcm282

Final European Union herbal monograph on Pilosella officinarum Vall. (syn Hieracium pilosella L.), herba cum radice – Revision 1; EMA/HMPC; 26.02.2025

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