Stolz leuchten die Mauern des katalanischen Zisterzienser-Klosters Reial Monestir de Santa Maria de Poblet seit über 860 Jahren.

Reial Monestir de Santa Maria de Poblet 

Blühende Gärten hinter hohen Mauern

Beinahe wäre nie wieder kühlendes Wasser plätschernd die steinernen Brunnenschalen im Kreuzgang der Zisterzienserabtei von Poblet herabgeflossen. Nach der Aufhebung des Klosters, dem Brand und den Plünderungen im Jahre 1835 sprudelte kein Wasser mehr in den Schalen im Brunnenhaus. Es war förmlich Gras darüber gewachsen. Der Garten im Kreuzgang verwilderte und wucherte zu. Übrig geblieben waren dem Verfall geweihte Ruinen, zwischen denen Hirten ihre Schafe weideten. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts besann man sich wieder der monumentalen Bedeutung der Klosteranlage von Poblet für die Katalanen und das Königreich Spanien. Erst im Oktober 1926 sollte sich mit einem Besuch des spanischen König Alfons XIII. das Blatt der Geschichte für Poblet endgültig wenden. Entsetzt über den Zustand der einstigen Begräbnisstätte spanischer Könige setzte er das Initial für den Wiederaufbau des Reial Monestir de Santa Maria de Poblet. Vierzehn Jahre später kehrten die Zisterzienser zurück. Religiöses Leben zog wieder in die Mauern und Gärten ein.

Wasser ein Sinnbild des Lebendigen

Die Schale ahmt die Quelle nach. Erst wenn sie mit Wasser gesättigt ist, strömt sie zum Fluss, wird sie zur See. Du tue das Gleiche! Zuerst anfüllen, und dann ausgiessen.

Bernhard von Clairvaux

Das Brunnenhaus am Kreuzgang, ist eines der kennzeichnenden baulichen Besonderheiten in der Konzeption zisterziensischer Klöster. Neben seiner rein praktischen Bedeutung, der Versorgung mit frischem Wasser, ist es auch stets ein Ort des Rückzugs, der Kontemplation und des Gebets. Symbolisch wird das Wasser mit Leben und Lebenskraft gleichgesetzt. Einer der Ordensväter des Zisterzienserordens Bernhard von Clairvaux verfasste darüber ein wunderschönes Gedicht, das in seiner Strahlkraft heute noch immer beeindruckt. Er verglich das Wasser des Brunnens mit überfliessender Liebe. Eine ganz besondere Anziehungskraft scheint der dreischalige Brunnen im schattenspendenen gotischen Gewölbe zu besitzen. Ausruhen, Innehalten, Nachrichten verschicken, Wichtiges nachlesen, die Pflanzen im Kreuzgarten betrachten – sie sind begehrt, die Plätze auf den steinernen Bänken.

Entsprechend der zisterziensischen Tradition sind die Verzierungen der Säulen und Kapitelle sparsam.

Wo Zypressen stehen, da wächst nicht viel. Dieser Weisheit begegnen die Klostergärtner mit viel Fleiss und Engagement. Der Platz um die drei hohen markanten Bäumen ist mit sich kreuzenden Kieswegen klar gegliedert. Blumen, Kräutern und kleinen Büschen ist Platz eingeräumt. Ihnen kommt besonders viel Pflege zu. Ans Paradies erinnern soll der Garten des Kreuzgangs mit schmückenden Pflanzen und Wasser – ein harmonisches Miteinander, in dem der Mensch mit der Schöpfung friedlich zusammen unter den Augen des Schöpfers lebte. Neben dem Garten des Kreuzganges beherbergt das Monestir de Poblet eine Reihe weiterer Gärten, die zum Teil innerhalb der Klausur liegen. Die Heilkräuter scheinen mit der Zerstörung des Klosters vor rund zweihundert Jahren verschwunden zu sein. Dass es einen professionellen Anbau gab, ist sehr wahrscheinlich. Zumindest das Armenhospital des Klosters dürfte einen entsprechenden Bedarf gehabt haben. Eine kleine Auswahl zumindest an Literatur zu Heilkräutern und -pflanzen in klösterlicher Anwendung bietet der Klosterladen.

Die Zweige des Olivenbaumes verbergen den Garten an der Hostatgeria de Poblet.
Die Zweige des Olivenbaumes verbergen den Garten an der Hostatgeria de Poblet.
Den Blick auf die goldene Pforte des Zisterzienserklosters Poblet verstellt der schöne alte Steineichenbaum.
Den Blick auf die goldene Pforte des Zisterzienserklosters Poblet verstellt die schöne alte Steineiche.
Lack-Cistrosen vor dem Mauerwerk der Capella de Santa Caterina.
Lack-Cistrosen vor dem Mauerwerk der Capella de Santa Caterina.
Das Blau der Säckelblumen (Ceanothus arboreus) konkurriert mit der Farbe des Himmels.
Das Blau der Säckelblumen (Ceanothus arboreus) konkurriert mit der Farbe des Himmels.
Die Kapelle des Sankt Jordi begrüsst die Besucher des Klosters bevor sie durchs Tor schreiten.
Die Kapelle des Sankt Jordi begrüsst die Besucher des Klosters bevor sie durchs Tor schreiten.

Dem Wiederaufbau von Poblet im Zeitalter des Historismus verdankt der heutige Kloster-Komplex seine zisterziensiche Klarheit, die westlich der Pyrenäen kaum zu finden ist. Besonders deutlich wird dies im Saal des Dormitoriums mit seinen 19 Querbögen. Behauene Steinwände statt verputztem Mauerwerks. Nur die aufstrebenden tragenden Strukturen sind sparsam verziert. Dem Einfluss zweier bekannter Persönlichkeiten verdanken wir die baulichen Ausführungen in stilstrenger Nüchternheit: der Architekt und Künstler Antoni Gaudí und des Diplomaten und Finanzier Eduard Toda – beides Jugendfreunde.

Das Reial Monestir de Santa Maria de Poblet ist eines der wenigen vitalen Klöster auf der iberischen Halbinsel, die über traditionelle Klostergärten verfügen, und Besuchern den Zugang ermöglichen.

Anfahrt und Internet-Adresse:

https://www.poblet.cat/es/

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