Baldrian als Blutdrucksenker?
Studie gibt Hinweise auf Wirkung von Baldrian auf sympathisch-ovagalen Tonus und Herzfunktion
Bereits der Genuss einer einzigen Tasse Baldrian-Tees reichte, um bei Probanden einer iranische Studie die Herzfrequenz nachweislich zu senken. Im Verlauf der nachfolgenden halben Stunde sank zudem der systolische Blutdruck bei allen Studienteilnehmern, wobei der diastolische Druck konstant blieb.
Eine einseitige Sicht auf den Baldrian (Valeriana officinalis) als Beruhigungsmittel, versperrt möglicherweise den Blick auf weiteres therapeutisches Potenzial. Dass bei Beruhigung der Blutdruck und die Herzfrequenz sinken, sind allgemein zu erwarten. Dieser Effekt lässt sich allerdings auch allein mit der Einnahme von Tee aus Baldrian-Wurzeln (Valerianae radix) bewirken. Wirkzusammenhänge gibt es mit hoher Wahrscheinlichkeit. So wird eine Abnahme der sympathischen Aktivität und einer Zunahme der parasympathischen Aktivität als Ursache angenommen.
Um die Sache zu vereinfachen, suchten sich die Autoren für die Studie gesunde Personen aus. Kritiker werden bemängeln, dass diese zudem tiefenentspannt waren, wenn man auf die Messergebnisse schaut. Wiederum könnte genau das der Hinweis auf das vermutete Wirkungsspektrum sein.
Ein Manko der Phytotherapie ist der Mangel an wissenschaftlichen Beweisen und Studien im Bezug auf die Wirksamkeit der jeweiligen Pflanzenbestandteile und ihrer Wirkstoffe. Gross angelegte Studien sind kostenintensiv und zeitaufwändig, was als grösste Barriere in der Forschung gesehen wird. Dass es auch anders geht, hat erst kürzlich die Gruppe iranischer Wissenschaftler mit ihrer Stichprobe bewiesen. Ihnen gelang immerhin der Nachweis, dass Baldrian (Valeriana officinalis) positive Effekte auf den Blutdruck und die Herzfrequenz hat.
Die Wurzeln des Baldrians (Valeriana officinalis) zählen wohl zu den bekanntesten Beruhigungsmitteln aus der Pflanzenwelt. Viele nutzen sie als Einschlafhilfe. Neben ihrer unverwechselbaren aromatischen Note haben Baldrianwurzeln (Valerianae radix) auch einen typisch bitteren Geschmack. Als Teeaufgüsse sind sie daher trotz bewährter Wirksamkeit nicht besonders beliebt. Vielleicht ändert sich das mit Bekanntwerden der Studienergebnisse?
Quellen:
Hosseini, S., Zanganeh, S., Qaraaty, M. The effect of Valeriana officinalis tea on sympathovagal tone and cardiac function in healthy volunteers: A semi-experimental study. Avicenna Journal of Phytomedicine, 2025; 15(1): 784-793. doi: 10.22038/ajp.2024.24974

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